Mr. M

Liebe, Tod und Verzweiflung sind die lyrischen Themen von Kurt Wagners neuem Country-Pomp. Kitsch und Schönheit liegen dabei nahe beieinander – manchmal zu nahe.

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Alle Jahre wieder beglückt uns Kurt Wagner mit einem neuen Lambchop Album. Der wie ein guter Wein reifende Americana-Barde orientiert sich auf “Mr. M“ jedoch überraschend selten an jener traditionellen Nashville Country-Folklore, für die man Lambchop liebt und schätzt. Musikalisch scheint sich Wagners Heimat gen Westen verschoben zu haben: Es tönt nach Hollywood-Epen der 50er Jahre und nach Burt Bacharach im Schnaps-Delirium. Kitsch und Schönheit liegen auf “Mr. M“ nahe beieinander – manchmal zu nahe.

“Don‘t know what the fuck they talk about“, singt Wagner im Opener “If Not I‘ll Just Die“, süßliche Streicher vertreiben die intonierte Melancholie aber schnell wieder in die plakative Bedeutungslosigkeit. Überraschungslos und repetitiv geht es weiter – auch eine makellose Produktion ändert nichts an der Tatsache, das Tracks wie “Gone Tomorrow“, “Buttons“ oder “Nice Without Mercy“ sehr, sehr altbacken rüberkommen, allerdings ohne die subtile Ironie und den lakonischen Selbstzweifel, der Wagners frühere Werke stets begleitete. Ein wenig fühlt man sich mancherorts an Frank Sinatra erinnert – und das ist in diesem Kontext kein Kompliment.

Stilistisch schön gelungen ist dafür das titelgebende Stück “Mr. Met“: Brüchig intonierter Gesang, sanfte Cello-Melodien und die dick aufgetragene Bilderbuch-Poesie (“Love makes you beautiful, hate makes you powerless“) funktionieren hier auf einmal wunderbar – vielleicht, weil der Song als Ganzes eine Art Bescheidenheit ausstrahlt, die der Platte ansonsten an vielen Stellen abhanden gekommen ist. “The Good Life (Is Wasted)“ und “Betty‘s Overture“ bringen gegen Ende des Albums ein wenig Drive in die gediegene Frühpensionisten Atmosphäre. Zwar geht es nach wie vor um verlorene Liebe, den Tod und die Verzweiflung, doch Wagners Band wagt sich auf den Songs hinter ihren Instrumenten hervor und spendiert den Liedern ein ruhelos narkotisierendes Treiben, einen Country-Groove, der zum ersten mal auf “Mr. M“ nicht einschläfernd, sondern nur wohlig sedierend wirkt. Das positive Ausklingen der Platte kann trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, das “Mr. M“ über weite Strecken ein ziemlich fades Werk geworden ist.

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