Mann (Brolin) findet Koffer mit Drogengeld und greift zu. Killer (Bardem) jagt Mann. Sheriff (Jones) jagt Killer. Zweiter Killer (Woody Harrelson) jagt Killer. Was „The Big Lebowski“ für den überschäumenden Cartoon-Irrwitz der Coen-Brüder war, das ist „No Country for Old Men“ für ihre Liebe zur kaltschnäuzig durchgespielten Handlungsmechanik (à la „Blood Simple“ oder „Miller’s Crossing“): […]
Mann (Brolin) findet Koffer mit Drogengeld und greift zu. Killer (Bardem) jagt Mann. Sheriff (Jones) jagt Killer. Zweiter Killer (Woody Harrelson) jagt Killer. Was „The Big Lebowski“ für den überschäumenden Cartoon-Irrwitz der Coen-Brüder war, das ist „No Country for Old Men“ für ihre Liebe zur kaltschnäuzig durchgespielten Handlungsmechanik (à la „Blood Simple“ oder „Miller’s Crossing“): ein ideales Vehikel, um eine Stärke der beiden Scherzkekse ohne ablenkende Registerwechsel auf den Punkt zu bringen. Wenn der Film sich dem Katz-und-Maus-Spiel irgendwo im texanisch-mexikanischen Grenzland überlässt, dann ist er elektrisierend: Die knappe, vorwärts drängende Szenenfolge und die bleichen, exquisit verschatteten Bilder (Kamera: Roger Deakins) gehören zum handwerklich Besten im Coen-Kanon. Womöglich eingeschüchtert durch die Buchvorlage von Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy, verzichten die beiden durchaus passend aufs Verblödeln der Figuren. Dafür erweist sich gerade das mccarthyeske Endzeit-Pathos als Pferdefuß: Die philosophische Tiefe (Hallo, Oscars!), die das zivilisationsmüde Geraune von Sheriff Jones und die kryptischen Wortspenden von Killermaschine Bardem hartnäckig vorschützen, verdient sich der Film in keiner einzigen Szene. Wozu auch? Als ginge es plötzlich darum, eine Entschuldigung dafür zu finden, dass man gern die Gangsterpuppen tanzen lässt.