Only Built 4 Cuban Linx Pt II

Legenden der Leidenschaft

Raekwon hat sein Versprechen auf guten Stoff gehalten. Damit haucht er sich und dem Mythos des Wu-Tang Clan wieder tonangebendes Leben ein.

Die Klingen werden wieder gekreuzt.

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Schon der zweite Track auf dem neuen Album von Raekwon, die von J Dilla produzierte Hymne „House Of Flying Daggers“, lässt Inspectah Deck, Ghostface Killah, Method Man, GZA und den Gastgeber selbst zu Höchstform auflaufen. Dieser Auftakt will Erinnerungen wecken, mindestens bis sechs Tracks später auf einem düster-atmosphärischem RZA-Beat mit „New Wu“ verkündet wird: „Tell a friend, it’s that symbol again, that W / Coming through, bust a shot on your block, give me a suu“. Doch bevor die Shaolin-Samples, die Gangsterfilm- Reminiszenzen und der HipHop-Heldentum sich auf die Spitze treiben, noch mal genauer hinhören. Das hier ist kein neues Clan-Album, sondern „Only Built 4 Cuban Linx…Pt II“, der lang erwartete Nachfolger zum 1995 erschienen Solodebüt von Raekwon.

Anders als damals bei Part eins, wurden diesmal lediglich drei der insgesamt 22 Tracks von RZA produziert. Für die übrigen Produktionen sprangen etwa die Beats von Pete Rock, Alchemist, Dr. Dre oder eben J Dilla ein. Es galt, die Aura der 90er Jahre neu aufleben zu lassen. Denn: „The golden era is overlooked. Nobody really makes albums no more“. So macht der Gangstergeschichtenerzähler wieder „music for the drug dealers“ und schildert die abenteuerliche Welt der Drogenkriminalität. Abgesehen von den wenigen Soul-betonten Beiträgen („Have Mercy“, „Ason Jones“ oder „Cold Outside“), wurden der raue Sound und die cineastische Ästhetik vergangener Blütezeiten fortgeführt und trotz vieler unterschiedlicher Produzenten nostalgisch-stimmig inszeniert. Selbst wenn diese auf, schematisch vertraute Arrangements, bekannte Sujets, samt Straßenpoesie und Mafia-Romantik vertraut haben, klingt hier nichts aufgewärmt, sondern beinahe so am Punkt und kraftvoll wie einst.

Ist Raekwon nun also ein Klassiker gelungen, wie der von Szene und Kritikern umschwärmte erste Teil von „Cuban Linx“? Auch diesmal wird heftig applaudiert und von einem weiteren Gangsterepos gesprochen, das vor allem in der geschichtsbewussten Rückschau Kraft für den ganzen Wu-Tang Clan schöpfe. Mythen und Legenden haben in der Welt des Wu-Tang Clan eben schon immer eine große Rolle gespielt, vor allem die selbst geschaffenen. Raekwon hat gezeigt, dass im Zeichen des großen Double-U nach wie vor eindrucksvolle Maßstäbe gesetzt werden können. So retrospektiv das auch klingen mag, so leidenschaftlich und gut klingt es.

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