Robert Wienes Stummfilm in einer restaurierten Fassung hat nichts mit modernem Erzählen zu tun – schafft aber ein Stimmungsbild und einen letztlich doch in die Gänge kommenden Kriminalfilm.
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Der Konzert-Pianist Paul Orlac verliert bei einem Zugunglück beide Hände und bekommt von seinem Arzt die Hände eines kürzlich hingerichteten Mörders angenäht. Orlac freut sich weniger darüber, nun wieder Klavierspielen zu können und fürchtet stattdessen, die Hände könnten seinen Geist lenken und ihn zum Mörder werden lassen. Auch von seiner Geliebten versucht er sich nun fernzuhalten und sie nicht mehr zu berühren. Wiene (»Das Kabinett des Dr. Caligari«) verharrt in langen Einstellungen, lässt die Schauspieler überspielen und ihre inneren Kämpfe körperlich nach außen tragen. Für Orlac sind seine neuen Hände wie Krallen, die nicht zu seinem Körper gehören und die er fürchtet, nicht kontrollieren zu können. Erst im letzten Viertel beginnt die eigentliche Krimihandlung einzusetzen: Es geschieht ein weiterer Mord, nicht nur Orlac selbst zweifelt an seiner Unschuld und das flotte Finale löst die Spannung wirklich erst zum Schluss. »Orlacs Hände« ist ein Film seiner Zeit, fordert vom Zuseher Geduld, die heute nur mehr schwer aufgebracht werden kann. Die DVD des Österreichischen Filmarchivs ist um eine monografische Studie ergänzt, an der intellektuelle Filmfreaks ihre Freude haben werden.