Nicht einmal zehn Jahre stehen Velojet nun zusammen auf der Bühne und gelten fast schon als Indie-Veteranen. Zum Glück und zu recht.
Die Position des Quartetts aus Steyr, Oberösterreich im Austro-Zirkus ist so unbestritten wie unbestreitbar – ziemlich weit vorne. Nacheifern tun viele, nachkommen werden die meisten nicht so schnell. Warum? Weil Velojet neben viel Airplay und sympathischen Live-Konzerten auch noch eine konstant hohes Level halten, gerade wieder mit ihrem vierten Album in acht Jahren, auf dem sie sich stilistisch vollkommen treu bleiben und auch weiterhin ohne dieses superhippe, moderne Elektrozeug auskommen. Die Zeichen stehen nämlich weiterhin auf Retro. Ganz viel Gitarre, 60s-Melodien, introvertierte Synthies und extrovertierte Mehrstimmigkeit. Die Stücke sind schon wieder sehr eingängig, Kopfnicken oder Mitsummen wird hier besonders leicht gemacht. Klingt irgendwie nach alter Leier? Nicht zwingend. Ein ganz kleines bisschen vielleicht.
Ihre Songs sind zweifellos großer Pop, wie die erste Single »Angeldust«, die unterschwellig an die Arctic Monkeys erinnert, oder das von marschierenden Drums und optimistischen Bläsern angetriebene »Trust Me«. »Away! Away!!« wiederum braucht gleich zwei Rufezeichen im Titel, so sehr will es Aufbruch signalisieren. Die neuen Velojet-Songs passen dabei nicht immer in die gut eingefahrenen Velojet-Sound-Schienen. Die Sache ist nun aber die: Nach einiger Zeit fehlt es ihnen an Überraschungseffekt, Würze und Pfeffer. Velojet hat ja noch nie irre experimentelle Musik gemacht, sie waren nie würzig und gepfeffert – das werden sie nie sein und das ist gut so. Ihre Qualitäten liegen woanders – Solidität, Perfektionismus und jede Menge Herzblut. All dies kommt bei jedem der elf neuen Songs auf »Panorama« durch. Vor allem »Cold Hands« und das fast achtminütige «Leading A Life» sind potenzielle Lieblingslieder und entzücken mit ihrer retropoppigen Melancholie, während schließlich »Pop Requiem« später ein konsequentes Finale bietet. Ob die Indie-Veteranen nur müde sind, oder ob sie damit andeuten wollen, Pop zu Grabe zu tragen – bitte nicht!