Paul

Astronautenfutter für die Nerds
Nach dem sympathischen »Superbad« (2007) und dem lahmen »Adventureland« (2009) hebt Greg Mottola nun mit »Paul« zu außerirdischen Höhen an, um eine breitenwirksame Science-Fiction-Komödie abzuliefern, die überdurchschnittlich funktioniert.

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Weil »Paul« neben einem Kassenschlager auch ein Film für Nerds sein will, watscheln die beiden bauchigen Helden Graeme (Simon Pegg) und Clive (Nick Frost) zu Beginn gleich mal über die Comic-Con in San Diego, jene populäre Fachmesse für Comics, Science Fiction, Fantasy und Horror, die sozusagen als Mekka der von Regisseur Mottola anvisierten Fanboy-Kultur gilt. Diese Bemühungen um möglichst stilsichere Glaubhaftigkeit durchziehen den ganzen Film. Sie beginnen bei den T-Shirt-Motiven der Protagonisten und enden in den Untiefen von Klischee-Kisten, die US-Formate wie die Sitcom »The Big Bang Theory« schon seit Jahren überstrapazieren. Der Titel gebende Paul (Seth Rogen spricht ein freundliches, kiffendes und obszönes Alien) trifft nach einem Autounfall auf die britischen Touristen Graeme und Clive. Die beiden touren gerade quer durch die Staaten, um bekannte UFO-Hotspots aufzusuchen. Der Außerirdische entpuppt sich als lässiger neuer Freund, der vor einer Verschwörungsregierung flüchtet. Nach jahrelanger Gefangenschaft, wo er unter anderem als Ideenspender für Steven Spielberg (Stichwort: Leuchtfinger) oder »Akte X« fungiert habe, will Paul endlich zurück ins All. Nach anfänglichen Turbulenzen findet sich das bunte Ensemble bald in einem abstrusen Roadmovie wieder, während die Handlung an Rasanz und überbordenden Sci-Fi-Referenzen zunimmt. Dementsprechend fügen sich dann auch die leicht angeschrägten Nebenfiguren dem vorherrschenden Slapstick und anspielungsreichen Dialoghumor unter. Zwei Neulinge beim FBI (u.a. Bill Hader) erweisen sich als über-ambitionierte Dumpfbacken, während ihr Chef (solide: Jason Bateman) kryptisch erhärtet. Am gelungensten wirkt die Figurenzeichnung der Kreationistin Ruth (hervorragend spontan von Kristen Wiig gespielt), die ihren christlichen Glauben an Intelligent Design angesichts der Begegnung mit Paul aufgeben muss. Greg Mottola schafft es, einen wirklich turbulenten und zuweilen überraschend komischen Film zusammenzubrauen. Leider serviert er sich bis zum Ende hin viele Pointen-Plattitüden, die er angesichts des wachsenden Irrwitzes der Story nicht nötig hätte. Schon gar nicht mit den britischen Comedy-Boliden Pegg und Frost, die bis zum glorreichen Auftritt von Sigourney Weaver – auf den es sich zu warten lohnt – auch als Drehbuchautoren eine appetitliche Komödie schaffen. Um mehr als bekömmliches Astronautenfutter zu sein, bräuchte »Paul« aber letztlich mehr Schärfe.

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