Peace On Venus

Mit ihrem mittlerweile neunten Album zeigen die Veteranen des Psych-Rock, wie jener auch heute noch zu klingen hat: derangiert, verworren, unbeeindruckt vom Rest der Welt.

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Diesem Unterfangen mit nur fünf massiv verzerrten Songs so nostalgisch wie zeitgemäß beizukommen, scheint ein Leichtes zu sein für das seit über zwei Jahrzehnten aktive Quintett aus Philadelphia. Auch leicht – der Umgang mit Drogen. Zumindest lässt sich das vermuten, führt man sich bisherige Albumtitel und Nebenprojekte der Musiker zu Gemüte – Amanita, 500 mg, Hash Jar Tempo und allem voran natürlich die japanisch-amerikanische Kombo LSD Pond. Macht aber eh etwas her. So auch "Peace On Venus" – sogar ganz ohne illegale Substanzen.

Die Musik funktioniert als Placebo. Schon die ersten Takte von "Kali Yuga Blues" gehen durch Mark und Bein. Kreischende Gitarren, krachende Drums und ganz besonders Isobel Sollenbergers gelassen-entschleunigte Vocals – mehr ein wiederholt lustvolles Aufheulen als richtiger Gesang – versetzen sofort in einen nebulösen, dämmrigen Bewusstseinszustand. Zumindest beginnt man, sich einen solchen einzubilden. Aber ja, Placebo-Effekt, man weiß Bescheid. Dazu dann noch dieses Tempo! Gemächlich kriechen die Songs in bester Stoner-Rock-Manier durch die Boxen, schlängeln sich das eine Mal lieblich-schön, das andere Mal noisig-zerzaust um Sollenbergers unregelmäßige Aufschreie. Schon stark.

Das zehnminütige Epos "Chance" will auch ohne Gesang bestehen und bringt stattdessen Esoterikflöten und durchgehende Gitarrensolos. Eh auch ganz in Ordnung, aber bei der Überlänge irgendwann trotzdem ein klein wenig mühsam. Für das große Finale "Before The Moon" legt Sollenberger die Flöte erst einmal zur Seite und jault unter anderem bedrohlich "no tomorrow" ins Mikrofon. Auch hier ist Ausdauer gefragt. Wieder zehn Minuten. Und dann doch auch wieder ein paar kurze Flötenmomente.

Bardo Pond werden nicht müde. Oder eben nicht müder, als sie es immer schon waren, erfüllen gar eine ihnen wohl unbewusste Funktion als Psychedelic-, Stoner-, Noise-Rock-Role-Models. Sehr souverän grundsätzlich. Die Flöte ist halt seit jeher Geschmacksache.

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