Player Piano

Erinnern und Vergessen
Ein Pianoalbum ohne Klavier. Ein Memory Tape zum Vergessen. Oder: Wie der Pop den Chillwave zerstört und ein angedachter Girl-Group Ansatz dann doch die Innovation killt.

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Auch wenn der Titel des Albums zarte Klavierklänge vermuten lässt, analoges Klavier ist auf „Player Piano“ nicht zu finden. Ganz im Gegenteil: Die Songs basieren allesamt auf digitalen Keyboardsounds, die mal als flüchtige Untermalung, mal als dominierende Kraft eingesetzt werden. Sie stellen eine Art Abstraktion von Pop dar, die dezente Vertracktheit und einen Elektro-Folkanspruch in sich bergen. Oft sind es nur die Melodien, die eingängig sind, die sehr hohen und verhallten Stimmausflüge von Dyve Hawk, die einen an oft Gehörtes erinnern, den Popmodus in unserem Gehirn aufrufen. Der Hinzuzug von stark repetitiven Elementen und der konstanten Durchbrechung, die mithilfe von rein instrumentalen Stücken hervorgerufen wird oder einer gekonnt eingesetzten Schnittmenge an Noise-Elementen und fidelen Xylophoneskapaden, die mehr oder weniger ausufernde Geräuschkulissen aufbauen, lenken in eine eher experimentellere Richtung.

Einzelne Songs, wie etwa „Wait In The Dark“ oder „Yes I Know“ lassen zwar vergangene Zeiten ab und an memorieren, erreichen jedoch leider nicht die dennoch verlorengegangene Besonderheit. Die Tage des Chillwaves und die des wunderbaren Debüts „Seek Magic“ sind gezählt, dessen Stärke davon ausging, dass jeder einzelne Song einen Teil Eigenleben in sich trug. Die Stücke auf „Piano Player“ hingegen verhalten sich unauffälliger, wenn sie auch transparenter gezeichnet sind als jene auf „Seek Magic“. Sie orientieren sich an Strukturen, die auf Wiedererkennung ausgerichtet sind, die in eine außerordentliche Poprichtung drängen. Und genau das soll – laut Pressetext – auch als Motiv hinter Dyve Hawks Songwriting gestanden haben: Assoziationen mit psychedelisch angehauchten Girl-Group-Songs sollten ausgelöst werden. Eine interessante, wie etwas befremdliche Vorgabe für ein Album, das zwar an Vieles erinnert, aber nicht an eine Girl-Groupeske Soundästhetik und vielleicht gerade deshalb auch schnell wieder in Vergessenheit geraten wird.

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