„Letztendlich ergibt sich alles aus Leid und Akne“ – zwischen Shoegazer und Hamburger Schule vermischen sich 80er New Wave und deutsches Weltversteher-Singer/Songwriting zu dem, was mal ein Hit werden soll.
Wenn man ein Album voll deutschsprachiger Befindlichkeitstexte der vereinsamten Jugend-Seele hört, kommt man um den Referenzrahmen der Hamburger Schule jüngerer Generation nicht herum. Die Fotos markieren dabei einen Punkt, an dem der zu transportierende Inhalt endgültig zu alltagstauglichen Aphorismen geronnen ist. Ob ein Text mit dem sich wirklich jeder identifizieren kann ein Qualitätsmerkmal ist, bleibt dahingestellt. Die Fotos veröffentlichen auf Snowhite (Universal), finden sich auf fast jeder Tapete-Compilation der letzten Jahre und waren 2009 Teilnehmer des Bundesvision Song Contest mit einem Lied, das praktisch keinen Text, dafür aber eine eingängige Indie-Pop-Melodie hatte – geschrieben, um ins Ohr und danach nicht mehr aus dem Kopf zu gehen. Damit ist man dann wohl als fixer Bestandteil des deutschen Mainstream-Indie etabliert. Schlagworttauglich waren deutsche Pop-Texte schon oft und längst, hier werden nun die Gedanken, die ein jeder kennt der fühlt, lebt und liebt, poetisch stilisiert. Dass diese Gefühle nicht mehr mittels poppigem Gute-Laune-Indie transportiert werden, wie das auf den Vorgängeralben der Fall war, ist nicht schlecht gedacht: „Porzellan“ orientiert sich musikalisch am englischen New Wave der 80er und bezeichnet sich selbst als waschechtes Shoegazer-Album (beispielhaft hier das wirklich gelungene „On The Run“): Polyphone Gitarren, Stimmen die sphärisch hallen, die Songs sind bestimmt von ihrem Delay-verhangenen Klingen und Schallen. Dass dieser Retro-Sound einer leeren Welt das musikalische Ausdrucksmittel der Wahl ist, ist stimmig und sicherlich die – wenn auch teilweise überreizte – große Stärke des Albums. Auf „Porzellan“ wird er kombiniert mit dem Deutschpop der letzten Jahre. Der war und ist das Ausdrucksmittel der Wahl für jede jugendliche Seele – man fühlt, lebt und liebt und ist dabei selbstredend einsam, unverstanden oder zumindest ungeliebt. An „Porzellan“ lässt sich daher ablesen, welches der Status Quo der jugendlichen Befindlichkeiten ist, weil ein negatives Gefühl eher in künstlerische Melancholie umgewandelt und als solche ausgekostet wird, als dass es einen Impuls setzt. Das war einmal – gerade und besonders im Kontext der Hamburger Schule – anders und mag der Grund sein, warum die Kritik an den Fotos-Texten meist kein gutes Haar lässt, die Fans aber begeistert sind. Der interessante Ansatz des Albums verblasst häufig zu durchschnittlichen Liedern, was bleibt ist die Gewissheit: Die Fotos können es besser.