Quentin Tarantinos Soundtrack zu seinem Sklavendrama im Italowestern-Gewand, „Django Unchained“, bietet stilistisch wenig Überraschungen, dafür einen Haufen neu geschriebener Hits.
Django ist ein befreiter Sklave und Kopfgeldjäger, lässig wie Shaft und treffsicher wie – ja, Django eben. Der Titelsong des gleichnamigen Spaghetti-Western von 1966 ist folglich nicht das einzige musikalische Zitat aus diesem Genre. Die drei Großmeister Riz Ortolani, Luis Bacalov und – natürlich – Ennio Morricone, lizensierte Tarantino bereits für „Kill Bill“. Im ersten Teil als Untermalung von Eastern-Martial-Arts-Kämpfen und Manga-Bildern – die Kombination war überraschend stimmig. Tarantino konnte nun Morricone sogar für eine Original-Komposition gewinnen. „Ancora Qui“ heißt das Stück – gesungen und mitkomponiert von der italienischen Sängerin Elisa. Dessen Wehmut und Schmerz machen Django erst zu einem richtigen Italowestern-Helden. Im Gegensatz zu seinem Namensvetter sieht man den befreiten Sklaven Django so gut wie nie einsam durch die karge Prärie ziehen. So macht die Musik die Hommage perfekt.
Tarantino wäre nicht Tarantino, hätte er eins zu eins eine Stilkopie gefertigt. Plötzliche Gewaltausbrüche mit Schießwaffen und die Dialoge lassen die Handschrift seiner frühen Gangsterfilme erkennen, während der ordentliche Verbrauch von Kunstblut "Kill Bill" in Erinnerung ruft. Analog zum Pastiche auf der Leinwand ist auch der Soundtrack voller Anachronismen. Dabei stechen die Hip Hop-Nummern, Rick Ross‘ „100 Black Coffins“ und das Mash-up aus James Browns „The Payback“ und Tupacs „Untouchable“, besonders heraus. Jim Croce und Brother Dege beschwören derweilen den amerikanischen Westen herauf. Die Musik fügt sich perfekt in den Kosmos des Films. Auch für sich gesehen hat Tarantino hier wieder einen vergnüglichen Liederreigen zusammengestellt, war allerdings bei der Verwertung seiner Vinylsammlung auch schon mutiger. Dafür gibt es auf dem Django-Score exklusive neue Stücke. John Legends „Who Did That To You“ gehört auf jeden Fall zu den Hits. Mit weiteren Perlen wie „Freedom“ von Anthony Hamilton und Elayna Boynton beweist Tarantino auch bei der Auswahl seiner Songwriter ein gutes Händchen. Selektieren, Kuratieren, Kompilieren und Kombinieren – die große Kunst des Quentin Tarantino.