Bevor Jonathan Demme in den 90ern zum besorgten, ein wenig blutleeren Vorzeige-Liberaldemokraten Hollywoods mutierte (siehe „Philadelphia“ oder „The Manchurian Candidate“), hatte er sich vor allem als Regisseur fabelhafter, großherziger Ensemblekomödien einen Namen gemacht.
„Rachel Getting Married“ verbindet diese beiden Werkstränge, mit unebenen, aber charmanten Resultaten. Nominell ein relativ konventionelles Familiendrama, fühlt sich Demmes neuer Film weitgehend wie eine riesige, von Zuversicht durchflutete Obama-Party an: Die harmonische Multikulti-Hochzeit der Upper Middleclass-Tochter Rachel mit dem Musiker Sydney (Tunde Adebimpe von TV on the Radio) filmt Demme in fahrigem Home-Movie-Stil, mit ergriffener Aufmerksamkeit für Zeremoniell und Musikeinlagen. Da mag Kym (diszipiniert: Hathaway), die frisch aus der Rehab entlassene Brautschwester und eigentliche Protagonistin, noch so viele Irritationen streuen, Kränkungen austeilen und alte Wunden aufschaben: Die Gemeinschaftsbilder von „Rachels Hochzeit“ beschwören kein düsteres Geheimnis, sondern die fragile Hoffnung auf (nationale?) Heilung – und das so atmosphärisch dicht und herzlich, dass man diesem Film und seinem exzellenten Ensemble (besonders: Debra Winger) ein weniger formelhaftes Drehbuch und mancher dramatischen Szene einen weniger ungelenk hysterischen Tonfall wünschen würde.