Rain Are In Clouds

Durch die Wolken in das Licht – Affine Records hat einen neuen Boliden im Stall. Ogris Debris-Hälfte Gregor Ladenhauf lässt auf seinem Solo-Debüt als Zanshin seiner Liebe für Broken Beat-Electronica mit konzeptuellem Überbau freien Lauf. Eine Platte, die keine Kompromisse eingeht und begeistert.

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Für den Multi-Künstler Gregor Ladenhauf dürfte Freizeit wohl kein Thema sein. Nicht nur, dass er als Hälfte des Duos Ogris Debris als einer der spannendsten Elektronik-Acts Österreichs gehandelt wird, er ist nebenher auch Teil der audiovisuellen Künstlergruppe Depart und wandelt neuerdings unter dem Alias Zanshin auf musikalischen Solo-Pfaden. Dass Zanshin auf Affine Records gesignt wurde, liegt zwar irgendwie auf der Hand, dass gerade er das erste Künstleralbum dort stellen würde, kommt etwas überraschend. Zanshins Musik schert weit aus dem vom Label gewohnten Sound aus. Statt HipHop-infizierten Broken Beats mit Hang zu verspielter Virtuosität gibt es von Gregor Ladenhauf kunstgeschwängerte, teilweise sogar düstere Electronica, die sich an Sounddesign, Dubstep, HipHop, Techno und Field Recordings reibt. Die Tracks strahlen eine angenehme Weite aus. Nicht nur was die Hallräume angeht, in die der Musiker seine Sounds teilweise schickt, auch die Ästhetik der Stücke wirkt leicht distanziert. Hier will einen kein schöngeistiger Chord oder eine platte Hook einlullen – Gregor Ladenhaufs Sound ist vielschichtig und kompromisslos. Der Hörer bekommt es auf »Rain Are In Clouds« mit komplexen Harmonien, Beatgewittern, analog peitschenden Beats, aufgebrochenen Flächen und avantgardistischen Sounds zu tun. Trotz diesem ambitionierten Soundkonzept und den unterschiedlichsten Bausteinen, aus denen die Musik besteht, schafft es Zanshin, homogene Stücke und ein ebensolches Album zu zimmern. Was Melodien, Titelnamen und Artwork betrifft, wagt sich Zanshin sogar an eine Art von verdrehter Poetik heran, ohne affektiert zu wirken. Der konzeptuelle Überbau der Platte wirkt nicht gekünstelt, sondern ist logischer Bestandteil dieses Albums. Das Schöne an der Musik von Zanshin ist, dass sie sich nicht irgendwelchen Hörgewohnheiten von Broken Beat-Hipstern unterordnet, sondern sich mit viel Selbstbewusstsein einen Sound zutraut, den selbst Autechre mit Burial im Schlepptau kaum treffender hinbekommen hätten.

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