Gibt es für einen Horrorfilm ein schlimmeres Schicksal, als ob seiner Schockerkapazitäten gehyped zu werden? Der Erwartungshaltung, ordentlich durchgebeutelt zu werden, sind Ernüchterung und wohlfeile Distanzierung schon eingeschrieben: „Na, also sooo spannend ist der nicht.“ „[Rec]“, aktuellstes Beispiel des blühenden katalanischen Genrefilmschaffens, wurde nach seiner Venedig-Premiere mancherorts als gruseligster Haunted House-Film überhaupt gefeiert, ein Hollywood-Remake […]
Gibt es für einen Horrorfilm ein schlimmeres Schicksal, als ob seiner Schockerkapazitäten gehyped zu werden? Der Erwartungshaltung, ordentlich durchgebeutelt zu werden, sind Ernüchterung und wohlfeile Distanzierung schon eingeschrieben: „Na, also sooo spannend ist der nicht.“ „[Rec]“, aktuellstes Beispiel des blühenden katalanischen Genrefilmschaffens, wurde nach seiner Venedig-Premiere mancherorts als gruseligster Haunted House-Film überhaupt gefeiert, ein Hollywood-Remake hat im Herbst Starttermin. Das Inszenierungskonzept mutet so zeitgeistig an wie die Handlung altbekannt ist: Kameramann und Moderatorin einer Reality-Sendung begleiten Feuerwehrleute zu einem Notfall im Altbau. Hinter der Wohnungstür, welche die Feuerwehr aufbricht, wartet aber keine hilflose alte Dame, sondern das erste Opfer einer Zombieseuche, die sich im Wohnhaus breit machen wird. Wir sehen und hören die Ereignisse allein durch die Fernsehkamera, deren audiovisuelles Störungs- und Desorientierungspotential Balagueró und Plaza brillant entfalten. Zitternde, bebende, zerstäubende Bilder und jähe Tonaussetzer machen Kontrollverlust sinnlich. Als Achterbahnfahrt funktioniert „[Rec]“ aber paradoxerweise vor allem aufgrund seines sorgsamen Umgangs mit Raum und traditionellen Horrorfilmmotiven Das ist enorm spannend – und dabei so schön böse und schlau gemacht, dass man vor lauter Schauen gar nicht zum Mosern kommen sollte.