Rendition

“Extraordinary rendition” ist der legistische Fachausdruck für die US-amerikanische Praxis der Verschleppung Terrorverdächtiger auf ausländischen Boden: Dort können sie von der lokalen Polizei, unter amerikanischer Beobachtung, weniger zimperlich verhört werden. Um einen solchen Fall von Folter-Outsourcing hat Drehbuchautor Kelley Sane ein geopolitisches Episodendrama à la „Syriana“ konstruiert, das viel liberalen guten Willen und wenig Überraschendes […]

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“Extraordinary rendition” ist der legistische Fachausdruck für die US-amerikanische Praxis der Verschleppung Terrorverdächtiger auf ausländischen Boden: Dort können sie von der lokalen Polizei, unter amerikanischer Beobachtung, weniger zimperlich verhört werden. Um einen solchen Fall von Folter-Outsourcing hat Drehbuchautor Kelley Sane ein geopolitisches Episodendrama à la „Syriana“ konstruiert, das viel liberalen guten Willen und wenig Überraschendes zeigt: Ein musterhaft integrierter US-Chemiker (Metwally) aus Ägypten wird wegen vermuteter Terroristenkontakte in ein Kellerverlies in Nordafrika gesperrt. Die hochschwangere Gattin daheim (Witherspoon) kämpft um Informationen über seinen Verbleib, der arme CIA-Analytiker (Gyllenhaal), der die Verhöre beobachtet, bekommt arge Gewissensbisse, und der Oberfoltermeister sucht seine ausgerissene Tochter Fatima: Spätestens deren Romanze mit dem jungen Fundi Khalid, eine Art eingedampfte Romeo-und-Julia-Variation fürs Terrorzeitalter, überfrachtet den Film endgültig. Wie so viele Hollywoodpolitdramen der letzten Zeit ist „Rendition“ mehr Collage als Analyse, und als solche leider ziemlich feig: Wie unbescholten und tugendhaft muss ein Terrorverdächtiger denn eigentlich sein, damit man Folter an ihm eher nicht in Ordnung findet?

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