Roadtrip

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Wenn deutsche Szene-Magazine über Holgi Star berichten, dann basteln sie gerne Überschriften wie "Ein Mittelfranke mischt Berlins Szene auf". Das klingt ein wenig nach Newcomer, dabei dreht Herr Star schon gute 10 Jahre Platten in Clubs und gründete anno 1999 mit DJ Emerson Kiddaz.fm. Ein Label, dessen Vinylia seither gern von Szenegrößen wie Monika Kruse und DJ Krush aus den Plattenkoffern gegriffen werden. Dieser Tag katapultiert Kiddaz die siebte Label-Compilation auf den Rave-Market: die erste Scheibe selektierte der Labelboss selbst, das Tracklisting der zweiten CD stammt vom wie immer ausgesprochen geschmackssicher agierenden Daniel Steinberg aka Harry Axt.

Und weil sich langjährige Agitation im Techno-Biz auch auf den Schlafrhythmus auswirkt und auch punkto Dogmatismus Spuren hinterlässt, erfreut die Compilation das weit offene Genre-Herz alter Rave-Säcke ebenso wie die jenen Teil der nach neo-experimental-neuen Beats dürstenden Jugend, die ein paar unerschrockene Pioniere aus den Fängen der elenden Emo-Szene retten konnten. Aber genug der Stellvertreterkriege, zurück zum "Roadtrip": Was Kiddaz mittlerweile so veröffentlicht, läuft an und für sich unter dem Label Minimal. Im vorliegenden Fall fetten beide Protagonisten ihre Magic Ingredients allerdings mit klassischen Deephouse-Grooves, experimentellen Parts und stellenweise ganz und gar nicht minimalistischen Breaks auf, was für Abwechslung und zarte Rückenschauer sorgt: ein bissiger Acid-Spucke-Angriff ins Gesicht der müden "Alles-schon-mal-dagewesen"-Fraktion. Und: eine knackige Ansage gegen geschmacklosen, chemieverseuchten Elendsviertel-Elektro aus der deutschen Metropole. Kein Wunder, dass Holgi Berlin aufmischt …