Es gibt Entscheidungen, die einem das ganze Leben nicht nur begleiten, sondern verfolgen: Bei Roman Polanski ist es bekanntermaßen das Verdikt, Ende der 70er Jahre verbotenen Sex mit der damals 13-jährigen Samantha Geimer gehabt zu haben. Zenovichs Doku rollt den spektakulären Gerichtsfall mitsamt Verhörprotokollen, Polizei, Anwälten und Freunden auf.
Interviews von heute wechseln mit Aufnahmen von 1977, dem Jahr, als es zum Gerichtsprozess gegen Polanski kam. Zusammen ergibt sich dadurch eine dichte, ja packende Zusammenfassung des Polanski-Falls, der vergangenes Jahr mit dessen überraschender Verhaftung in der Schweiz wieder an Brisanz gewonnen hat. Klarer wird auch, wie sehr Polanski in den USA polarisiert hat: Für die einen war der Regisseur von »Rosemary’s Baby« und »Tanz der Vampire« schlichtweg genial, für andere war er der unbekannte, infame, bösartige Zwerg, der sich in Hollywoods Scheinwerfer-Gesellschaft hineingeschwindelt hat. Zenovich interessiert mehr die Person als der verwirrende Gerichtsfall: Sein ruhiges Auftreten, sein sich selbst in Frage stellen, sein offenes Ansprechen der Manson-Morde, denen auch seine eigene hochschwangere Ehefrau Sharon Tate zum Opfer fiel, dies alles, wie auch sein erfolgreicher Wechsel von Hollywood nach Paris unterstreichen die Ausnahmeperson Polanski und markieren auch einen Unterschied zwischen europäischer und US-Kultur. Umfangreiche Extras machen »Wanted And Desired« zur sehenswerten Hintergrund-Doku über das Filmgeschäft der 70er Jahre.