Der vielgereiste Franzose Timothée Régnier versucht es nach Nahost-kritischem Punkrock in der Jugend nun mit erwachsenem und dramatischem Singer-Songwriting. Naja.
Das soll jetzt nicht heißen, dass man seine damalige Punkband The New Government aus dem libanesischen Underground unbedingt kennen muss, nein. Die Erwähnung dieser Formation soll hauptsächlich veranschaulichen, welche musikalischen Wurzeln Rover hat und in welche Richtung es ihn dann dennoch verschlagen hat. Von nachdrücklichen Regimeanfechtungen zu passioniertem Balladensingsang. From rags to riches, also? Neh.
Der zum Teil tatsächlich nach einem englischen Auto benannte Rover ist einer dieser häufigen klassischen Fälle von „eh nett, aber naja“. Er kann gut singen, keine Frage, die Stimme ist kraftvoll und dabei doch sehr variabel, die Melodien sind ebenfalls schlüssig und bestimmt ganz penibelst durchdacht und perfektioniert, aber egal, wie viele Tage, Wochen, Monate Régnier beim Aufnehmen von Vocals, Orgel, Synthesizer und fancy Drum Machine, etc. verbracht hat, das Zusammenspiel aus alledem klingt halt zeitweise doch bloß wie eine modernere Version von Elton John.
Zeitweise. „Full Of Grace“ zum Beispiel ist ein buntes und reißendes Popfeuerwerk mit einigen stimmlichen Ecken und Kanten, die den Song eigentlich zum spannendsten auf Rovers selbstbetiteltem Debüt machen. Auf dieser Höhe setzt dann so ungefähr die Schunkel-Motivation ein und man hofft auf weitere kleine Träller-Hymnen. Was folgt, sind dann die Bonus-Tracks, denn das unmittelbare Album ist nach elf Nummern schon zu Ende.
„Lonely Man“ wird erneut von etwas raueren Vocals getragen und obwohl sich das grundsätzlich nicht unbedingt schlecht macht, könnte der Song auch aus der Auf-und-Ab-Playlist eines kommerziellen Radiosenders stammen. Bis zum Schluss der Bonus-Tracks regiert dann wieder der kollektive „eh nett, aber naja“-Gedanke.
Von einem Vagabunden, der ja angeblich schon so viel von der Welt gesehen hat, darf man schon ein bisschen mehr erwarten, als ein paar hübsche Liedchen unter siebzehn. Vielleicht sollte Régnier sich doch wieder dem Polit-Punk zuwenden.