Saints Row IV

Dubstep statt Dildos
»Saints Row IV« lässt die zweifelhafte Seite pubertierenden Humors hinter sich und wächst zu einem absurden Spielplatz für Videospiel-Fans.

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Bisher war die »Saints Row«-Reihe tatsächlich nicht viel mehr als ein bemüht humorvoller, aber etwas dreister »GTA«-Abklatsch. Wie im Genre-Vorreiter ging es darum, als Verbrechner Karriere zu machen. Doch während etwa in »GTA IV« Hauptdarsteller Niko Bellic ein illegaler Einwanderer vom Balkan ist und auch böser Humor hier immer geerdet wird, fand es »Saints Row III« lustig, eine Dildo-Gun zur Verfügung zu stellen und illegale Einwanderinnen als Prostituierte für die Hauptfigur arbeiten zu lassen. Humor ist ein schmaler Grad; »Saints Row« haute bisher tendenziell daneben. Mit dem vierten Teil macht die Serie nun manches anders, rettet sich in ein virtuelles Parallel-Universum und entdeckt eine neue Leidenschaft für Videospiele an sich. Dabei kann die hohe Schlagzahl der ersten Stunden nicht gehalten werden, aber es reicht locker aus, um die Vorgänger vergessen zu machen.

Zur Story: Nach dem dritten Teil sind die Saints die Verbrecher-Könige der Stadt. Bei einem Einsatz gegen Terroristen gilt es im »Armageddon«-Style eine Rakete umzulenken – und beim Absturz im Oval Office zu landen. Fünf Jahre später ist die Hauptfigur Präsident der USA und es regiert der Spaß – zumindest solange, bis Aliens angreifen und ihn in eine erste virtuelle Umgebung im »Pleasantville«-Stil entführen. Aus dieser entkommt man, indem Chaos gestiftet wird und Polizisten erschossen werden. Schließlich landet der Spieler in einer großen virtuellen Umgebung, programmiert von den Aliens, dem eigentlichen Spielplatz von »Saints Row IV«.

Und hier gibt es eine Menge zu tun: Aufträge, Minigames, kleinere Tasks –an praktisch jeder Ecke warten Aufgaben. Außerdem verbessert der Spieler durch das Ausführen bestimmter Tätigkeiten seine Fähigkeiten: Wer viel fährt, verbessert etwa seine Fahr-Skills. Nachdem man wie in »Crackdown« aber sehr schnell läuft und sehr weit und sehr hoch springt, wird das Fahren im weiteren Spiel immer weniger wichtig. Dies sind nur einige der Vorteile der auch im Spiel virtuellen Umgebung: Ein anderer ist der, dass es inhaltlich die Freiheit gibt, Chaos zu verbreiten und getötete Passanten oder Cops eben als Programme zu behandeln.

»Saints Row IV« ist demensprechend bunt und erinnert im Design zuweilen an 80er-Design wie kürzlich »Far Cry 3: Blood Dragon«. Viele Spiel-Elemente kommen einem darüber hinaus aus anderen Spielen bekannt vor – sie wirken aber nicht wie ein billiger Abklatsch, sondern eine Hommage an das Genre und Videospiele an sich – so macht »Saints Row IV« richtig Freude! Und am Ende ist dann die neue »Dubstep«-Gun (Gegner beginnen unkontrolliert zu tanzen) tatsächlich mindestens so lustig wie die Dildos.

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