Ein neues Kapitel in dem Buch über die Verknüpfung von E- und U-Musik mit präparierten Instrumenten. Als ob sich Brandt Brauer Frick und Hauschka beim Jammen treffen.
Unter all den Piano-, Kammermusik-, Electronica-Grenzgängern, die sich in den letzten Jahren aus dem Underground ins allgemeine Bewusstsein der elektronischen Musikwelt gearbeitet sind, ist Sven Kacirek ein besonders sorgfältiger Goldschmied. Mit ungeheurer Präzision setzt der Hamburger Multiinstrumentalist die Töne auf seinem dritten Album „Scarlet Pitch Dreams“, lässt kleine Melodiemotive vermeintlich fließen, den Bogen scheinbar achtlos über Cello oder Kontrabass laufen, und ist doch spürt man, dass hier jede Note und ihre Klangfarbe genau sitzen.
Nach eigenen Angaben wurde hier ja nach Partitur vorgegangen. Dass Kacireks Hauptinstrument das Schlagzeug ist, äußert sich vor allem in seiner Vorliebe für Jazzbesen, die in seinen wissenden Händen außer den Becken auch über anderes Metall, Glas, Papier oder Holz streichen dürfen. Neben dem Klavier wird hier auch die Marimba präpariert, aber es klopft, wurlt und flackert nicht nur zwischen den Saiten bzw. Klangstäben, sondern auch auf allen anderen Tonspuren. Still steht dieses Album nie. Auch seine Vergangenheit in afrikanischer Musik (genauer: das letztjährige Album „The Kenya Sessions“) hört man einzelnen Stücken wie dem perkussiven #6 immer wieder an. Am besten sind diese Scarlet Pitch Dreams, wenn mehr oder weniger kryptische Frauenstimmen das scheinbar lose geflochtene, aber wohl sorgfältig gewebte Geflecht und somit die Ernsthaftigkeit der Stücke auflockern.