Scream 4

Schlitzen mit Augenzwinkern
Ghostface ist zurück und trifft auf die alte »Scream«-Riege, aber vor allem auf eine neue Generation. Zwischen Live-Streaming und Torture-Porn-Hype schlitzt er sich ganz retro durch Woodsboro und lässt den Geist der späten 90er wieder auferstehen.

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Alles begann damit, dass Drew Barrymore ans Telefon ging. Kurz darauf baumelte sie auch schon aufgeschlitzt an einem Baum. Mittlerweile ist es 15 Jahre her, dass Horrormeister Wes Craven Ghostface auf das Städtchen Woodsboro losgelassen hat. Mit »Scream« erfand sich der Horrorfilm 1996 neu, indem er die eigenen Konventionen genüsslich kommentierte und parodierte. So kam es u.a. zu einem Cameo Cravens, der als Hausmeister Fred an einen populären Unruhestifter aus der Elm Street erinnerte. Ghostface selbst wirkte tollpatschiger und weniger knallhart als Vorgänger wie Jason Voorhees oder Michael Myers, behielt aber gegenüber seinen Opfern dennoch stets die Oberhand. Mit dem Spagat zwischen Klamauk und Horror gelang es Craven, eine neue Generation für das abgewirtschaftete Slasher-Genre zu begeistern. Mit den in kurzen Abständen nachgeschobenen Fortsetzungen sowie etlichen Parodien und Nachahmungen hat sich »Scream« fest in der Popkultur der Jahrtausendwende verankert.

Jetzt geht’s weiter. Wieder hat Wes Craven die Zügel in der Hand und vereint das Triumvirat Neve Campbell, Courteney Cox und David Arquette. Die gealterten Stars stehen in der zweiten Reihe, eine junge Generation ist nachgerückt. Das Augenzwinkern ist aber geblieben und auch der dramaturgische Ablauf hat sich kaum verändert: Die meiste Zeit wird telefoniert, gelaufen und geschlitzt. Eher sind es die veränderten Rahmenbedingungen, die das Update ausmachen. Social Web, Smartphones und Livestreaming haben auch die Woodsboro High School erobert und prägen die Gewohnheiten einer neuen Generation auch beim Morden und Sterben. »Scream 4« blickt außerdem auf die Entwicklung des Horrorfilms in den letzten 15 Jahren und zieht dabei Trends zu Remakes und Reboots (mittlerweile läuft in Woodsboro auch schon Teil 7 der fiktiven »Stab«-Reihe) sowie das Torture-Porn-Genre à la »Saw« genüsslich durch den Kakao.

Abgesehen davon macht »Scream 4« einfach Spaß, weil es gelingt, den alten Charme zu versprühen und gelegentlich noch zu überraschen. Natürlich erfindet sich »Scream« dabei nicht neu, aber für Fans der Trilogie bleibt diese Fortsetzung allemal sehenswert. Und kommendes Halloween wird die Ghostface-Maske wohl hier und dort wieder hervorgekramt werden.

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