Der Wiener I-Wolf streunt wieder zielstrebig um die Gemäuer von Elektro, Blues und Soul. Entstanden ist ein weitläufiges Konzeptalbum im Doppelback.
Der österreichische Musiker Wolfgang Schlögl hat über die Jahre die unterschiedlichsten Identitäten angenommen: Von den in den späten 90ern gegründeten Sofa Surfers zum mit Franz Reisecker lancierten Projekt Paradies der Tiere über das Paul Divjak-Joint-Venture »Team Tool Time« bis zu seinen unzähligen Theater- und Filmkompositionen. Als I-Wolf war er knapp zehn Jahre nicht mehr aktiv, damals bekannt für Schichtungen von allerlei Stilen wie Soul, Dub, Downtempo, HipHop, Techno oder deepem Funk, und eines der raren Lebenszeichen der Wiener Musikszene in den frühen Nuller Jahren. Damit schuf er nicht nur ein unruhiges Alter Ego, sondern wahrhaftig intelligente Fahrstuhlmusik.
Für sein jetzt bei Seayou unter I-Wolf erschienenes Doppelalbum soll Schlögl insgesamt vier Jahre lang gearbeitet haben. Beim Hören fasziniert die Art und Weise, wie thematische Verbindungsstränge zwischen den beiden Alben aufgebaut werden. Wenn »Soul Strata« von 2003 die schlanke Club-Produktion war, ist dieser Ziegel der Prototyp eines Konzeptalbums, das auf interessante und unzeitgemäße Art an seinen Ansprüchen scheitert. Kompositionsmäßig wird vordergründig mit dem dualen Charakteren beider Alben gespielt: »Skull & Bones«, vorwiegend analog aufgenommen, klingt dumpfer, introvertierter, aber strukturierter, »Flesh & Blood«, mit seinen Ausflügen in Trance, Elektro und Trip-Hop im Gegenzug beschwingter und experimenteller. Ersteres ist mit seinem an Singer/-Songwriter orientiertem Blues das zugänglichere Album geworden, während »Flesh & Blood« vor allem mit abstrakteren Club-Klanglandschaften punktet.
Dafür hätte es nun zwar nicht die Länge eines Doppelalbums gebraucht und drei verschiedene Sängerinnen sind möglicherweise eine zuviel, aber musiziert wird auf hohem Niveau, gelenkig, zwischen den Polen einer nur scheinbar zersplitterten Existenz.