Slave Ambient

So macht man Drogenmusik: Dissonante Hall-Effekte, Krautrock-Kollagen, freakige Folk-Instrumentierung und ein Sänger, der wie ein junger Tom Petty auf Pilzen klingt.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Drogenmusik revisited: The War On Drugs sind seit dem Abgang von Gitarristen Kurt Vile, welcher dieses Jahr bereits mit seinem Soloalbum “Smoke Ring For My Halo“ zu begeistern wusste, mehr oder weniger zur One-Man-Band von Adam Granducial, dem kontemporär langhaarigsten Ostküsten-Weirdo aus Philadelphia, geschrumpft. Dem Sound hat das nicht geschadet: Während die War On Drugs Debüt-LP “Wagonwheel Blues“ eher knochentrocken und bluesig daherkam, ist aus dem Zweitwerk “Slave Ambient“ ein kleines, verrauschtes Popjuwel geworden.

Das Album beginnt mit dem hypnotisch scheppernden “Best Night“: Repetitive Drum-Machines und verwaschene Synthie-Harmonien schweben über einem abgeschliffenen, new wavigen Klangteppich, Sänger Adam Granducial säuselt dazu melancholisch und melodisch “I‘m a thousand miles behind with a million more to climb“. Der wunderbare Albumopener drängt Erinnerungen an die gute Musik der 80er auf – alles tönt zugleich synthetisch und organisch, die Gitarren klingen nach My Bloody Valentine und Television, der Gesangsstil erinnert an den jungen Tom Petty, so dieser ein Faible für ausufernde Halluzinogen-Experimente gehabt hätte.

Psychedelisch geht es auch weiter: Stücke wie “Brothers“, “I Was There“, "Come To The City“ oder “Baby Missiles“ kommen im transzendenten Dreampop-Gewand daher, Musikgeschichtlich am ehesten irgendwo zwischen New Order und Galaxie 500 verortbar. Dissonante Hall-Effekte, Krautrock-Kollagen und freakige Folk-Instrumentierungen geben dem Sound dabei kantige Schattierungen, welche “Slave Ambient“ davor bewahren, allzu einseitige Schienen zu befahren.

Fazit: Entgegen unzähligen anderen Bandprojekten, die durch den Verlust eines kreativen Mitmusikers in ihrer musikalischen Ambiguität eher zu schrumpfen scheinen, wirkt der neue The War On Drugs-Output runder, frischer und tiefergehender als das noch in der Kurt Vile-Supergroup-Formation aufgenommene Debüt. Weiter so, und bitte mehr vom gleichen Stoff.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...