Vierköpfige Leipziger Wohngemeinschaft macht Balladen auf 130 bpm. Ständig, in jedem Zimmer, an mehreren Songs gleichzeitig. Mitbewohner gesucht!
Es gibt Menschen, die leben gerne alleine. Sie möchten weder das Bad, noch die Küche oder andere Orte in der Wohnung mit anderen teilen. Kann man nachvollziehen, wenn man schon merkwürdige Mitbewohner hatte, die gerne im stehen pinkeln, Pfannen nicht abspülen oder die mit Schlamm bedeckten Schuhe nicht ausziehen, wenn sie noch schnell in dein Zimmer vorbei schauen, um dir zu sagen, dass sie heute Abend eine Orgie feiern.
Marbert Rocel sind vier junge Menschen, die damit wohl keine Probleme haben. In ihrer Leipziger WG machen sie Musik. Und zwar jeder. Während im einen Zimmer an einer neuen Kickdrum gebastelt wird, schraubt ein anderer an einem Synthie rum, ein anderer nimmt Drumsounds mit der Couch oder einem großen Weinglas auf. Ihr Studio haben sie nicht weit von Leipzig in einer kleinen Hütte in der Natur. Ihr drittes Album „Small Hours“ entstand dort in der kalten Jahreszeit, Ende des letzten Jahres.
Ihre Musik ist elektronisch, oft unkonventionell mit einer 4/4 Kick, doch kommt das auch unterschwellig rüber. Natürlich dreht es sich in den elf Songs des Albums nur um die Klassiker Liebe, Einsamkeit, Ende, Enttäuschung. Hinzu kommt, dass die LP im Winter produziert wurde. Deswegen ist es aber noch lange kein melancholisches, lethargisches Werk, stattdessen oft soulig, funky, vor allem aber verträumt. Das Saxophon ist nicht aufdringlich, die Bässe geschmeidig, Spunks Stimme weich und einladend. Alleine wohnen ist fad, auf in eine WG, Frühling komm raus!