Staring At The X

NYC Underground Coolness trifft auf Retrogitarren, verrauscht existentialistische Heroinpoesie und Lou Reeds Stimme. Endlich ist es wieder hip, richtig fertig zu sein.

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Forest Fire kommen aus New York und klingen genau so, wie man sich das auch vorstellt: Songtitel wie “They Pray Execution Style“ und “Visions In Plastic“, ein diffus-urbanes Gitteralbumcover sowie in PR-Fotografien zelebrierte Beat-Poet-Coolness formen die Erwartungshaltung. Ein Sänger mit Lou Reed-Stimme, verzerrt-verstimmte Gitarrenakkorde und eine verrauscht-existentialistische Heroinpoesie erledigen den Rest: Endlich ist es wieder hip, richtig fertig zu sein. Die Nummern auf ihrem Debüt “Starting At The X“ pendeln kategorisch vorhersehbar zwischen sympathischen, an Deerhunter erinnernden Weirdo-Noisepop, Strokes-artigen Retro-Rock Nummern und ambitionierteren Singer/Songwriter-Stücken der Marke Kurt Vile. Und ein kleine Prise Velvet Underground ist natürlich auch immer dabei.

Das alles klingt auch wirklich sehr nett. Songs wie “Born Into“, “Future Shadows“ oder “Blank Appeal“ lassen das kaum eine halbe Stunde lange Album schnell zu Ende laufen, es wird wirklich keine Note zu viel gespielt. Was Forest Fire dabei allerdings nicht gelingt, ist, in diesem beinahe schon zu typisch nach New Yorker Underground klingenden Sound individualistische Spuren zu hinterlassen. Die Lieder verpuffen so plötzlich, wie sie sich im Gehörgang eingenistet haben – und hinterlassen dabei weder einen sauren Nachgeschmack, noch eine essentielle Erinnerung an das, was man gerade eben gehört hat. Die schwierige Lektion mit der tiefen Bedeutung hinter den einfachen Zeilen scheinen Forest Fire noch nicht perfektioniert zu haben. In einer beiläufigen Art schön ist deren Musik trotzdem.

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