Das Duo Santucci und Fitzgerald heftet sich behutsam an die Post-Dubstep-Fersen von SBTRKT und James Blake. Punkte gibt es dabei besonders für die glasklare Produktion.
Herzschmerz macht sich ja bekanntlich gut, wenn es darum geht, eine Platte zu machen. Das war schon immer so. Das Herz ist halt einfach ein eigensinniges Ding. Weil das auch Luca Santucci und Ben Fitzgerald finden, haben sie gleich ihr gemeinsames Elektro-Projekt mitsamt dem ersten Album nach diesem benannt – „Stubborn Heart“ weint, leidet, ist pessimistisch und melancholisch, mal lauter, mal leiser und alles das wird von beinahe akribischer Perfektion ummantelt. Aber wie sagt man? Kleine Fehler machen sympathisch…
Der „Guardian“ hat letztens geschrieben, dass „Stubborn Heart“ eine Mischung aus Hurts und Skrillex ergibt. Hmm. Hurts ja, bitte, Skrillex nein. Nur weil hierbei auch von Post-Dubstep die Rede ist, muss dieser nicht immer gleich involviert sein – auch wenn Muse das mittlerweile wahrscheinlich anders sehen. Bessere Vergleiche stellen hingegen SBTRKT, James Blake („Penetrate“) und Four Tet dar. Außerdem ziehen sich unverkennbare Charakteristika eines Jamie XX durch das gesamte Album. So könnten sich beispielsweise „Better Than This“ und „Startling Block“ fast unbemerkt in das 2010er Remix Album „We’re New Here“ mit Gil Scott-Heron einschleichen. Dazu würde auch die bereits angesprochene kristallklare Produktion ganz gut passen.
„Two Times A Maybe“ verursacht vermutlich den ein oder anderen Flashback in Massive Attacks „Mezzanine“, wobei es zwar einerseits genauso stoned klingt, Santucci (oder eben seine Stimme) besonders in diesem Stück aber fast unerträglich leidet, sodass man zum Schluss das seltsame Gefühl verspürt, sich bei ihm entschuldigen zu müssen. Gegen Ende der LP löst sich die triste Anspannung plötzlich merklich und die Nummern „To Catch A Spark“ und „Need Someone“ überraschen mit luftigen Drumsounds und selig surrenden Synthesizern. Die Lyrics sind aber trotzdem relativ gloomy – ein beinah spannender Kontrast.
Um nun endlich auf das große Problem von „Stubborn Heart“ zu sprechen zu kommen – das Album kann nebenbei laufen und man wird es zwar hören, aber kaum bemerken. Es klingt einfach so sauber, dass man zwischendurch, vorausgesetzt man ist beschäftigt, so gut wie nie aufschrecken wird. Und das weder im positiven, noch im negativen Sinne. Zu glatt. Zu gestriegelt. James Blake und SBTRKT bleiben also ein paar Meter davor. Stubborn Heart ein paar dahinter. Passt.