Hexen – die mystischen Frauenfiguren haben sich längst ihren Platz im (pop-) kulturellen Gedächtnis gesichert. Ob als Projektionsfläche feministischer Theorien oder als Inventar einer gruselig-sexualisierten Gegenwelt: Hex´ sells, könnte man sagen. Dem Autorenpaar Paganini, beide promovierte Theologen, liegen solche Trivialisierungen allerdings fern. Im vorliegenden Buch, vom Verlag Berenkamp in gewohnt bibliophiler Machart gefertigt, geht es […]
Hexen – die mystischen Frauenfiguren haben sich längst ihren Platz im (pop-) kulturellen Gedächtnis gesichert. Ob als Projektionsfläche feministischer Theorien oder als Inventar einer gruselig-sexualisierten Gegenwelt: Hex´ sells, könnte man sagen. Dem Autorenpaar Paganini, beide promovierte Theologen, liegen solche Trivialisierungen allerdings fern. Im vorliegenden Buch, vom Verlag Berenkamp in gewohnt bibliophiler Machart gefertigt, geht es um „Hexenwahn und Hexenjagd in Österreich“ – so auch der Untertitel. Die Aufbereitung ist populär, es wird beispielsweise auf Fußnoten und seitenlange Literaturverweise verzichtet, genügt allerdings wissenschaftlichen Kriterien. Die Autoren schöpfen aus dem Reichtum der historischen Quellen, zitieren aus Prozessakten und der zeitgenössischen Literatur. Mit eigenen Werturteilen halten sie sich dabei weitgehend zurück, schließlich wissen beide, wie ungerecht das Urteil der Nachgeborenen manchmal ausfällt. Stattdessen machen sie auf Zusammenhänge aufmerksam, die eben nur jenen auffallen, die ein Thema wirklich durchdrungen haben. So fällt die Zeit vermehrter Hexenverfolgungen in die kleine Eiszeit, als Epidemien und Hungersnöte an der Tagesordnung standen und die Bevölkerung nach Sündenböcken verlangte. Einige historische Stiche illustrieren und vervollständigen das Ganze. Ein Geheimtipp (nicht nur) für Geschichtsbewusste!