The Bachelor

Überschwängliche Selbstzweifel

Die Tage der Ausgelassenheit seit „A Magic Position“ scheinen fürs Erste vorbei zu sein. „The Bachelor“ erzählt düster über den Prozess des Erwachsenwerdens und von der Suche nach Antworten.

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Auch wenn es nicht immer den Anschein macht, Patrick Wolf hat seinen Plan vom Leben schon längst vorgezeichnet. Zeigt das Cover von „The Bachelor“ noch einen jungen Reisenden und Heimatlosen vor einem Zelt, nahmen Unabhängigkeit und Bestimmung just in der Trennung vom Major-Label und der Gründung des eigenen Labels Bloody Chamber Music definitive Formen an. Der kurze Aufenthalt bei Universal brachte Wunderkind Wolf auf die Idee, ein neuartiges Vertriebssystem zu gründen. Tribe Wolf InterNational (TWIN) finanziert sich via Bandstock.com und lädt die Fans zur Beteiligung an Aufnahme- und Promotionskosten des Albums ein. Im Gegenzug führt kommerzieller Erfolg zur anteilsmäßigen Ausschüttung am Gewinn, die Musik gibt es natürlich auch dazu. Ursprünglich als Doppelalbum geplant, entschied sich Wolf schließlich doch für eine getrennte Veröffentlichung. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Die hellere Seite „The Conqueror“ erscheint Anfang 2010 und zusammen als Komplettpaket „Battle“.

Musikalisch bestimmt ein dunkler, oft elektronischer Grundton das Album, aus dessen Stimmung dann umso intensiver zarter Optimismus entsteigt. Breit eingesetzte Streicher formen ein opulentes Klangbild und sorgen mit ebenfalls stark vertretenen Chören für erhabene Momente, die selbst heroische Augenblicke hervorrufen. Soviel Pathos ist nicht jedermanns Geschmack, dennoch verfügt Wolf über ein ausgeprägtes kompositorisches Können. Den Vorwurf einer künstlich aufgeblasenen und aufgefetteten Produktion ohne Mehrwert entkräftet der Brite demnach gekonnt. Etwas vergeigt wurden nur die beiden rein elektronischen Ableger „Vultures“ und „Battle“. Der letzte Titel „The Messenger“ zeigt zusammenfassend, was trotz all der mannigfachen Selbstzweifel auf „The Bachelor“ stets klar war: „I won’t fear what tomorrow may take, still blind to my future and fate.“ Denn auch wenn Wolf in seinen Texten von Bedrohungen umgeben ist, schafft es der spürbare Optimismus, für einen positiven Gesamteindruck zu sorgen. Dass er dabei nur am hohen Niveau der Vorgängeralben kratzt, ist verzeihbar.

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