Western Krimi Thriller Noir
Eddie Campbell zaubert aus einem Filmskript ein Graphic Novel. Über einen Western, der keiner ist und ein wunderliches Ende hat.
Dass Eddie Campbell ein Meister ist, wird in keiner Weise angezweifelt. Und doch scheint es ihm immer wieder ein Bedürfnis zu sein, es zu beweisen. Das ist uns nur recht, denn so kommen wir in den Genuss von „The Black Diamond Detective Agency“. Basierend auf C. Gaby Mitchell-Skripts zum gleichnamigen, noch unveröffentlichten (angeblich auch noch nicht fertig gestellten) Film taucht Campbell in die Vereinigten Staaten von Amerika gegen Ende des Jahres 1899 ein. Ein tragischer Zugüberfall und die Jagd nach dem vermeintlichen Täter wandeln sich zu einem Spionage-Thriller mit Gangstern, Politikern und Verschwörungen. Wir lernen John Hardin kennen, erfahren mehr über seine Vergangenheit und erleben den klassischen Moment der Sympathie mit dem Antihelden. Daneben tauchen die Agenten der mit dem Fall beauftragten Black Diamond Detective Agency als unaufdringliche Pfeiler der Erzählung auf und umreißen eine angedeutete Romanze und eine große Liebe. Schlussendlich wir das „Grosse Böse“ entlarvt. Ob es ein gutes Ende ist, bleibt im Auge des Betrachters.
Während sich all das entblättert und vorzeigt, blicken wir in die Ästhetik eines Eddie Campbells, nehmen durch seine Pinsel und Farben ein Klischee auf, aber nicht als solches wahr. Wie durch Magie steckt plötzlich in wohl bekannten Phrasen und vorhersehbaren Protagonisten ein neu beseelter Funke. Es ist wie einen mächtigen Wasserfall aus der Ferne zu sehen: Man weiß, dass dort Naturgewalten am Werk sind, dass es donnert und tost und gefährlich ist, aber es sieht von hier so ruhig und wunderschön aus. So ist „The Black Diamond Detective Agency“ etwas anderes, als es zu sein scheint. Aber – ohne etwas vorwegnehmen zu wollen – die Frage stellt sich dann doch, wie denn die Auflösung (und vor allem die Motivation der „Bösen“) im Weltbild eines Eddie Campbells einzustufen ist?