Baltimore 1849: Ausgeklügelte Serienmorde versetzen die Stadt in Unruhe. Als Leitmotiv dienen Geschichten von Edgar Allan Poe, der selbst in die Aufklärung mithinein gezogen wird. Eine Hommage an Amerikas großen düsteren Dichter, verpackt in eine opulent inszenierte Verbrecher-Story.
Lücken reizen die Fantasie: Was machte Agatha Christie während ihrer berühmten Tage der Abwesenheit im Dezember 1926? Oder wie verbrachte Amerikas vielleicht berühmtester Schriftsteller Edgar Allan Poe die letzten Tage vor seinem Tod im Oktober 1849? Für Letzteres gibt »The Raven« von James Mc Teiques eine hübsch-schaurige Interpretation ab: er rettete seiner Geliebten Emiliy (Alice Eve) das Leben zum Preis des eigenen. Hübsch-schaurig geht es auch ansonsten in diesem an Opulenz nicht sparenden Streifen zu. Seien es die gatschig-nebeligen Straßenszenen, die Interieurs der Wirtshäuser oder Herrenhäuser von Baltimore oder das nach Druckerschwärze riechende Ambiente des hiesigen Zeitungsverlegers: Mc Teiques hat sich mit »The Raven« in Sachen Authentizität viel vorgenommen. Seine Hommage an Poe versucht zweierlei: Poe (John Cusack) steht einerseits als Zeitgenosse im Zentrum polizeilicher Ermittlungen nach einem Serien-Killer, der wiederum gemäß Poes Kurzgeschichten mordet. Darunter auch die Geschichte vom Pendel, die einem ob ihrer mechanischen Drastik länger im Gedächtnis bleibt. Cusack, der ja bereits Erfahrung im Mistery-Genre gesammelt hat – etwa in der Stephen King-Adaption »Zimmer 1408« oder seinem Film »Identität« – kommt dem kolportierten Poe-Bild als eloquenten, verzweifelten Trinker-Dichter sehr nahe. Seine gesellschaftlich »unmögliche« Liebe zur Upper Class-Angehörigen Emiliy ist von intensiver poetischer Dichte. Auch die Rolle des kompromisslosen Detective (Luke Evans) fügt sich gut in die Figurenauswahl ein.