Thees Uhlmann

Thees Uhlmann macht dort weiter, wo Tomte aufhört: Bierseliger Gitarrenrock mit Spätpubertätslyrik und Pathosgesang.

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Mit der Band Tomte berockt Thees Uhlmann schon seit den späten 90ern die unzähligen kleinen und mittelgroßen Städte der Bundesrepbulik. In ihren Anfangstagen den Stilmitteln der Hamburger Schule verpflichtet, wandelten Tomte ihr musikalisches Spektrum von Album zu Album jedoch langsam in bierseligen Gitarrenrock mit Spätpubertätslyrik und Pathosgesang um. So wurden aus bemüht melancholisch dreinschauenden Nerds eine Art deutsche Oasis. Das kann man gut oder schlecht finden, auf jeden Fall hatte die Gruppe damit ziemlich viel Erfolg. Nun steht ein Solo-Album des Tomte-Frontmannes an. Auf seinem selbstbetitelten Debüt feiert Thees Uhlmann nicht nur seine eigene musikalische Vergangenheit, sondern auch und vor allem sich selbst.

Wenn man die Oasis-Analogie weiter zieht, klingt “Thees Uhlmann“ wie das Soloprojekt von Noel Gallagher: Mehr vom gleichen Scheiß, nur diesmal mit noch mehr Ego und weniger Bandbegleitung. “Zum Laichen und Sterben Ziehen Die Lachse Den Fluss Hinauf“ gibt sich gleich zu Beginn ganz schön bedeutungsschwanger: “Mein Leben fühlt sich an wie gejagte Wale“ singt Uhlmann, ein Chor swingt dazu in Beach Boys-Manier. Was musikalisch eigentlich ganz nett ist, geht lyrisch aber schnell den Bach hinab.

Ganz nett sind auch “17 Worte“ und “Die Toten auf dem Rücksitz“. Die Tracks klingen nach klassischem Tomte Liedgut: Dick aufgetragene Dringlichkeit, Ebbe-und-Flut Gitarren, Hanseatenstadtflair. Doch die melancholisch-besserwisserische Der-Icherzähler-Als-Mittelpunkt-Der-Welt Gestik Uhlmanns schafft es immer wieder, prinzipiell okayem Songwriting einen unsympathischen Beigeschmack zu verleihen. Auch wenn Uhlmann mal nicht von sich selbst singt, sondern über eine überarbeitete Supermarktkassiererin (“Das Mädchen von Kasse 2“), klingt das nicht liebevoll-beschreibend, sondern ziemlich engstirnig im lakonischen Subjektivismus verankert. “Wenn du eine Stadt wärst, dann wärst du Paris“ tönt es in “Paris im Herbst“. Wenn Uhlmann eine Stadt wäre, dann wäre er Brunsbüttel.

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