Komm, süßer Tod.
Disney-Trickfilmzeichner Cyril Pedrosa umschreibt das Mysterium des Todes und die Realität des Verlustes in bewegenden Bildern.
Das Leben kann schneller zu Ende sein, als man denkt. Es kann auch so frühzeitig enden, dass die Hinterbliebenen um jemanden trauern müssen, der „vor seiner Zeit geholt“ wurde. Joachim ist ein unbeschwertes Kind, behütet und genährt von seinen Eltern Lise und Louis. Sein Leben verläuft in einfachen Bahnen, birgt viel Freude. Ihr Bauernhaus inmitten üppiger Natur ist das wohligste Heim, das man sich nur vorstellen kann. Drei Reiter beschatten die Friedlichkeit dieses Lebens. Sie beobachten die Familie aus der Ferne, erklären sich nicht. Louis erbricht in tobende Wut vor Angst, Lise fürchtet um die Sicherheit der Familie und sucht Rat bei einer Weisen. Die Wahrheit erschüttert sie: die Reiter sind gekommen um Joachim zu holen. Louis weigert sich zu verstehen, er nimmt Joachim und macht sich auf die Flucht.
An dieser Stelle beginnt eine abenteuerliche Reise für Vater und Sohn, durchzogen von Momenten von Trauer und langsamer Einsicht, bis hin zu Verzweiflung und schließlich Erlösung in der Hingabe. Cyril Pedrosas Hintergrund als Trickfilmzeichner für die Disney Studios ist in beinahe jeder Linie sichtbar, vor allem in den Gesichtszügen und Formen der Charaktere. Aber wo die üppigen Formen und fließenden Striche vereinheitlich wurden um dem kleinsten gemeinsamen Nenner zu entsprechen, verleiht Pedrosa ihnen hier sein eigenes Idiom. Sowohl in den sanften Wäldern und Hügeln, wie auch in harten Schatten und bedrohlichen Visionen kann Pedrosa Emotionen mit bewegender Tiefe vermitteln. Dadurch, dass er das Motiv der Verfolgung und der Flucht umgeht – die geheimnisvollen Reiter jagen das Duo nicht, viel eher sind sie allgegenwärtig – kann Pedrosa die Irrfahrt von Vater und Sohn und die einzelnen Stationen darin intimer und vielschichtiger beleuchten. Am Anfang der Reise steht Hoffnung, weiche Formen und Licht weicht aber Stück für Stück einem unvermeidbarem Ende. Und in jeder Etappe lernt der gepeinigte Louis mehr über sich und seine Liebe zu seinem Sohn, eine Lektion, die Mutter Lise ihm schon Eingangs als Ratschlag mit auf den Weg gab.
„Three Shadows“, ist prachtvoll anzusehen, Cyril Pedrosas Kunstfertigkeit glänzt in jedem Strich, die Erzählung bedient sich kluger, einfacher Elemente, um die umfassende Parabel von Tod und Leben, dem Loslassen vom einen und dem Genuss des anderen, sichtbar werden zu lassen. In seiner Schlichtheit hat „Three Shadows“ eine beeindruckende Tiefe, die dem Leser ans Herz gehen wird.