Ein Phänomen hat eine Ursache – das glauben wir rein intuitiv zu wissen.
Der vernünftige Arzt wird vermeiden, nur die Symptome einer Krankheit zu behandeln und lieber nach dem Erreger suchen. Ein Verhaltensforscher wird sich nicht damit zufriedengeben, zu wissen, dass ein Prozentsatz seiner Versuchspersonen auf bestimmte Impulse in einer gewissen Weise reagiert, die Ursache dafür ist von Interesse. So sollte dann wohl eine Erzählung nicht nur eine Aneinanderreihung von Ereignissen sein, sondern Charaktere, Inhalte, Verbindungen, Spannungsbögen enthalten. Yuichi Yokoyama scheint das anders zu sehen. Bereits vor kurzem kam das nicht-japanische Publikum in den Genuss des Bandes „New Engineering“ und jetzt folgt „Travel“. Wiederum schert sich Yokoyama weder um Plot noch um Konventionen. Drei Männer in einem Zug auf einer Reise. Wir wissen nicht, wer diese Männer sind, auch nicht, wohin der Zug fährt, wohin sie reisen. Ebenso wissen wir nicht, wo sich der Zug befindet oder wer die anderen Passagiere sind. Alles, was wir wissen können ist das, was wir sehen: Nur die Phänomene einer Reise, jeder Moment zu einem eigenen Abenteuer erhoben. Die Dynamik und das Tempo von „Travel“ sind mitreißend, die Fragen nach dem „Wieso?“ und „Wer?“ kommen da einfach nicht mit. Und am Ende von „Travel“ angekommen, bewahrheitet sich dann eine alte Weisheit: Die Reise ist das Ziel.