Tripper

Wer hat Angst vor Major Tom? Liedseliges Space-Hippie 70er-Retro-Gezupfe irgendwo zwischen Fleetwood Mac und David Bowie, das zu wenig weit hinaus will.

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Wer hat Angst vor Major Tom? Das fünfte Album der Fruit Bats, den routinierten Chicagoer Indie-Choreographen um Eric D. Johnson, ist ziemlich spacey geraten. Es ist auch eine Platte mit Geschichten über skurille Charaktere. Auf dem wunderhübschen Opener “Tony the Tripper“ etwa portraitiert Johnson die Reise eines schizophrenen Trampers auf dem Weg zum Burning Man Festival. Lakonische Hippieseligkeit trifft dabei auf Endzeitstimmung: “We was all under the date palm tree, they left the rolling of one up to me, knowing the world might end tomorrow anyway.“ Die Bilder, die die Fruit Bats malen, sind reich an Eindrücken, bleiben aber letztlich abstrakt. “I‘m the only one who ever believed in you“, singt Johnson im programmatischen “You‘re Too Weird“.

Ob wirklich alle komischen Käuze bei den Fruit Bats gut aufgehoben sind, ist allerdings fraglich. Zu engmaschig ist das künstlerische Konzept, unter dem die Band musiziert. Ein Gitarrenspiel, das nach Fleedwood Mac klingt und eine Stimme, die an den jungen David Bowie erinnert, kreisen das musikalische Spektrum von “Tripper“ ziemlich ein. Was die Fruit Bats im Direktvergleich zu deren 70er-Apologeten nicht schaffen, ist der Farbenfroheit der Songs auch emotionale Schattierungen aufzutragen. Irgendwie plätschert das Album zu sehr dahin, es zeichnet keine Spuren in den Sand, ist dabei viel zu einschmeichelnd und blendet alles, was mit wunden Punkten zu tun haben könnte, kontinuierlich aus. So sind Tracks wie “Heart Like An Orange“, “Wild Honey“ oder “Picture Of A Bird“ alle ein klein wenig zu sehr an der Oberfläche verhaftet, um wirklich in die Lieder einzutauchen zu können.

Das Retro-Kleid steht der Band zwar sehr gut, die herbei gesungene Leichtigkeit entpuppt sich aber zu schnell als form- und – trotz der lyrischen Gedankenfülle – inhaltslose Leere. In diesem Sinne ist “Tripper“ die Light-Variante des long, strange trips. Statt Acid-Freakouts und Festivalschlamm auf nackter Haut gibt es vegetarisches Curry aus sauberen Alu-Töpfen und adrett geflochtene Blumenhalsbänder dazu, die zwar gut duften, aber mitunter einen unangenehmen Ausschlag auf der Haut verursachen können. Wo man während der guten Momente des Albums Major Tom noch am Horizont seine planetaren Runden ziehen sehen konnte, ist er am Ende von “Tripper“ längst wieder im endlos tiefen Schwarz des Kosmos verschwunden.

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