Weicher Rock, Referenzwahnsinn, Hochglanz-Pop: George Lewis Jr. sollte es mit seinem zweiten Album gelingen, sein eigenes Herz direkt ins Herz der Charts zu hieven.
George Lewis Jr. hat sein zweites Album seinem Motorrad gewidmet. Der Mann, der unter dem Namen Twin Shadow der Welt mit seinem Debüt 2010 eines der schönsten Pop-Alben des Jahres geschenkt hat, hatte in grauer Vergangenheit eines unwirtlichen Wintertages, an dem man die Maschine besser in der Garage lässt, die Idee, mit einem Freund auf dem Sitz hinter sich mit seinem geliebten Bike durch die Gegend zu düsen. Es kam zum Sturz und zu den berühmten, ein ganzes Leben in Sekundenbruchteile fassenden Gedanken vor dem vermeintlichen Todesmoment. Danach war erst einmal Schluss mit dem Dasein als harter Kerl und das Motorrad wurde aus dem Privatkosmos verbannt. Für die Aufnahmen seines zweiten Albums hat es Twin Shadow nun von Brooklyn nach Los Angeles verschlagen, und mit der Weite der Stadt ist auch die Lust am Biken zurückgekehrt. Der Multiinstrumentalist Lewis Jr. betont das ausdrücklich, es ist ihm wichtig. Nun ist »Confess« jedoch keineswegs ein Album über Hell’s Angels und Chrompflege geworden, sondern ein tiefprivates Album, das die innersten Regungen seines Protagonisten spiegelt, und das Herz des Künstlers dahinter auf nach oben gedrehten Handflächen jedem präsentiert, der es sehen will.
Spielte der Erstling »Forget« noch bewusst mit Lo-Fi-Heimwerker-Ästhetik und wurde so auch als Nebenschauplatz von Chillwave rezipiert, so ist »Confess« nicht in erster Linie an der Nachstellung eines Sound-Konzepts interessiert, sondern am Schreiben von bitteschön perfekten Songs. »Confess« geht weit: Das Referenzspektrum wird von britischem 80er-Gitarren-Wave auf weichen Yacht-Rock im Andenken an Michael McDonald und Kenny Loggins ausgeweitet; The Police, Bruce Springsteen oder den Edel-Pop von Prefab Sprout – man kann das alles heraushören. Musik, die ausdrücklich middle of the road, glatt, offen und frei sein will. Keine dröge ironische Geste, sondern eine sympathische; eine Geste, die man sich vielleicht auch nur leisten kann, wenn man so schöne Lieder hat wie George Lewis Jr.