Der Berliner Musiker Allie gibt sich einer introvertierten Kammerfölkchen-Klangkulisse hin und wird zum Ausnahmekünstler in der Sparte Singer-Songwriter.
Es ist das dritte Album eines Berliner Musikers erschienen und man fragt sich, wie leise und unscheinbar er klingen muss, dass man dessen Einzug ins Pop-Geschäft tatsächlich verschlafen hat. Wir gehen chronologisch rückwärts, damit alles einen Sinn macht und sehen seine ersten Alben „Mimi King“ und „New Friends“ als musikalischen Gehversuch zum großen Schritt, als klangliches Versuchskaninchen und Warmmachen für das Große an: Der Berliner Musiker heißt Allie und ist ein Ausnahmekünstler in der deutschen Singer-Songwriter-Sparte.
Inzwischen beim Hamburger Label Clouds Hill untergekommen, wurde „Uncanny Valley“ erstmals nicht alleine, sondern mit Unterstützung aufgenommen. Und das hört man: Wenn Allies Flüsterstimme durch die Songs führt, klingt das jetzt nicht mehr einfach schüchtern, sondern introvertiert, nicht mehr leise, sondern schlicht ruhig. Das Format eines chilligen Kammerfolk, basierend auf Gitarre und Gesang hat sich in einer Klangkulisse aus Bass-Akzenten, dezenten elektronischen Samples, Percussion-Patterns und Geräuschen zu verwebten Songs arrangiert. Vielseitig oder dicht sind diese deswegen trotzdem nicht: Nie klingt ein Schlagzeug-Beat zu aufdringlich, nie ein Sample zu elektronisch und nie ein Bass-Lauf zu funkig, sodass sich die Klangkulisse vor Allies Gitarrenkompositionen drängen könnte.
Wenn man in dieser unregelmäßigen Songstruktur einen Refrain gefunden hat, ein handfestes Riff, eine einprägsame Steigerung, dann hört man den zeitgenössischen Pop eines James Blake in all seiner Verspieltheit, den Nachhall einer Leslie Feist, den runtergepitchten Sopran eines Bon Iver und den lockeren Gitarrenschlag und Gesang von Jack Johnson.
Von Popmusik distanziert sich „Uncanny Valley“ trotzdem so weit wie möglich: Dazu sind die Songs zu skelettiert, die Sounds zu subtil und der Gesang im ewig androgynem Flüstern zu wenig greifbar. Aber genau mit dieser Musik setzt Allie starke Akzente und führt uns weg von popkultureller Reizüberflutung zum ereignislosen Sound eines zerbrechlichen und stillen Minimalismus – so zerbrechlich, dass er an einer zu lauten Snare zerschellen würde, und so leise, dass man das Fenster schließen muss, um nichts zu überhören.