Undisputed

DMX setzt mit seinem neuen Album ein wichtiges Lebenszeichen für Fans von DMX in einer Rapwelt, in der es keine Gründe gibt kein Fan von DMX zu sein.

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2013 ist DMX ein Fleisch gewordener Internetwitz, der Angst vor Google hat, Drake nicht mag und Obama nicht kennt. Das war alles früher mal anders. Zwischen 1998 bis 2001, war DMX der wahrscheinlich größte Rapstar auf der Welt. Er hat in Blockbustern im Kino mitgespielt, jedes seiner Alben verkaufte sich mehrfach Platin und Jay-Z war damals bei der "Def Jam Hard Knock Life"-Tour sein Vorprogramm. Viel wichtiger aber war der konterkulturelle Aspekt bei DMX. Während so ziemlich jeder andere Rapper, allen voran Puffy und Bad Boy, mit Anzügen und teuren Autos in Videos herum rannten und die heile Clinton-Ära-Party-Welt repräsentierten, stand DMX in Videos Oberkörper frei mit 20 anderen muskulösen Typen auf Motorrädern an irgendeiner Strassenecke in New York und hat Musik gemacht, die eher wie eine Genickwatsche funktioniert hat.

Kurz, DMX war quasi der Rapper des einfachen Mannes ohne Lexus, und deswegen war seine Musik – auch wenn nicht unbedingt ins Radio passend – das, was man fast überall gehört hat. Jedoch war DMX auch jemand, der offensichtliche psychische Probleme hatte und bipolar war. Das war alles und allen recht egal und “part of the game”, so lange er Erfolg hatte. Doch persönliche Schicksalsschläge wie der Tod von Aaliyah und anderen sehr guten Freunden hat seiner Psyche nicht unbedingt gut getan und DMX verbrachte daher die letzten Jahre oft im Gefängnis und in Abhängigkeit von Crack. Dieser Aspekt zeigt wieder die Veränderung in der Rapwelt zwischen 2000 und 2013. Während heute jeder Rapper mit 500.000 verkauften Alben mittlerweile CEO ist und einen eigenen Koch, Psychiater und Ernährungsberater vom Label bereit gestellt hat, war die Gesundheit von DMX damals so ziemlich jedem egal.

All diese Aspekte sind von Bedeutung um das neue Album zu verstehen und in den richtigen Kontext zu stellen. "Undisputed" entstand über mehrere Jahre zwischen 2010 und 2012 und ist eigentlich ein loser Sampler von DMX Nummern. Das hört man leider teilweise auch. Bis auf wenige Ausnahmen ist es produktionstechnisch recht uninteressant. Das ist insofern bitter, da die Aggresivität von DMX sehr viele Rapper, unter anderem Waka Flocka Flame, Chief Keef und Young Jeezy, offen inspiriert und beeinflusst hat – es wäre interessant gewesen DMX auf einem von Lex Luger und Young Chop produziertem Album zu hören, mit Beats die eben die Düsterheit und Power von DMX weiter tragen. Dies ist leider nicht passiert. Sieht man von den Beats ab, hat er nichts eingebüßt und seine Offenheit über die Probleme, die er in den letzten Jahren durchgemacht hat, sind faszinierend und bewegend.

Wenn er auf "Cold World" reimt: When they lay somebody’s else’s head where you lay / Know that it ain’t easy to be hard, I find it even harder to be easy, sagt er in 1.5 Zeilen mehr über das Musikbusiness als Lupe Fiasco jemals Sinnvolles gesagt hat. Auf "Slippin Again" spricht er über den Voyeurismus von außen und die Einsamkeit, die er mit seinen Problemen durchlebt. Beide Nummern bringen das Album auf den Punkt, es geht um seine Rückkehr in eine veränderte Rapwelt und das, was er die letzten knapp 10 Jahre durchgemacht hat. Persönliche Stories können immer noch wenige so gut wie er erzählen. Definitely Undisputed!

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