Der Multiinstrumentalist Phil Jones macht mit seinem Projekt Dog Bite ätherische Popmusik mit hohem Sehnsuchtsfaktor: Trübsalblasen wie in den 80ern.
Ist es eigentlich schon wieder an der Zeit, die ruhmvolle Wiederkehr der Chillwave einzuläuten? Dieses Mal vielleicht aber mit etwas schwermütigerem Unterton und Kieselsteinen in der Seele? Statt verblassenden Erinnerungen an die letzten Tage eines total verliebten Sommers heute bloß noch mit Regen im Gemüt?
Der Musiker Phil Jones aus Atlanta bemüht sich schon einmal darum und dabei flutscht ihm gleich eine durchaus umwerfende Platte aus dem Ärmel. Bislang hat Jones mit solch nicht rauschend bekannten, trotzdem sehr guten Acts wie Bosco, Mood Rings und Acid Flashback gearbeitet und mit seinem Soloprojekt Dog Bite ein paar Tracks beim englischen Label Young Turks veröffentlicht, wo sonst Menschen wie Chairlift, The xx oder SBTRKT zumindest teilweise zuhause sind. Mit einem der Zentralgestirne dieser einst Chillwave getauften Weichzeichnermusik aus dem Schlafzimmer, nämlich Ernest Greene von Washed Out, war Jones bereits als Keyboarder unterwegs, bei dem anderen, Toro Y Moi, absolvierte er als Dog Bite den Tour Support. In ganz genau dem Koordinatensystem, das man nun versucht ist, sich in Pastellfarben auszumalen, bewegt sich jetzt das Debütalbum von Dog Bite, das Wort Velvet – der Samt – im Albumtitel »Velvet Changes« passt so haargenau auf diese Musik, dass man die Platte wegen aufdringlicher Übererfüllung gar nicht mehr so hätte nennen dürfen.
Die früheren Stücke von Dog Bite waren eher elektronisch angelegt und erinnerten an die Loop-Spielereien von Panda Bears Album »Person Pitch«, heute jedoch wird mit echtem Band-Instrumentarium gesoftrockt und -poppt. Wir finden uns hier also wieder einmal in verhallter und verhuschter Wave-Gitarren-Musik der mittleren 80er bis frühen 90er wieder, mitunter im Treibsand des Shoegazing: My Bloody Valentine, ruhige The Jesus and Mary Chain, Echo And The Bunnymen, schlecht aufgenommene The Smiths mit einem ganz anderen Sänger, dessen Murmeln man nicht so gut verstehen kann. Diese Musik ist kein Kommentar zu irgendwas, nichts wird hier erneuert, umgedeutet oder weitergedacht. Es ist Musik, die so sehr dem Zeitgeist entspricht, dass sie schon wieder völlig unmodern ist. Es sind bloß ein paar sehr schöne Lieder, über denen ein merkwürdiger Dampf und ein Nebel stehen, der einen irgendwie komisch im Kopf macht.