She & Him zitieren nach wie vor würdig und gekonnt aus US-Nostalgia und 50er Jahre Pop, als hätten sich Supremes und Nancy Sinatra über die Jahrtausendwende geschlichen.
Nicht nur in Bezug auf den Albumtitel sind Zooey Deschanel und Matt Ward alias She & Him ein eingespieltes Team. Ihr drittes Studioalbum, die Weihnachts EP von 2011 nicht mitgezählt, bedient sich nicht nur für die Band inzwischen typischen Musiktraditionen. "Volume 3" ist ein weit bespieltes Stück Popland das sich von allen Höhepunkten der US-amerikanischen Nostalgia etwas abzuschauen weiß. Das Resultat klingt wie ein potenzieller Soundtrack zum Mitte der 90er Jahre produzierten Teenie-Film "Now and Then": Nach klebrigem Kaugummi-Pop, harmoniereichen Duetten á la Nancy Sinatra & Hazzlewood und von den Sixties inspirierten Britpop wie ihn Kate Nash gerne niedergeschrieben hat.
Die musikalischen Identität der Musik, die She & Him seit sieben Jahren produzieren, liegt aber weit tiefer in der Popgeschichte verwurzelt. Teils klingen Songs wie "Never Wanted Your Love" oder "Somebody Sweet to Talk To" wie eine dank neuester Aufnahmetechnik modernisierte Versionen eines zwischen den 20er und 50er Jahren entstandenen Popsongs aus den oberen Stockwerken des Brill Building. Ausgewählt wird, was gerade in Arrangement und Stimmung passt: Der Johnny Cash Gitarrenblues wie in "Snow Queen", ABBA Chöre, Surf Rock Gitarrensoli und Ukulele, die soulige Klaiverballade "London" bis zum Stevie Wonder Funk in "Together". Gestreut wird neben Rosen auch ausreichend Pathos in Form von Bläser und Streicher Arrangements.
Sich bei all der Retrospektive nicht an Coverversionen zu vergehen, ist quasi unmöglich. Im Falle She & Him kein Problem. Dass sich aus Deschanels Stimme und Wards Gitarrenspiel würdige Song-Interpretationen basteln lassen, haben bereits Songs wie "I´ll Be Home For Christmas" bewiesen. Neben elf neuen Tracks finden sich auf "Volume 3" weitere drei Coverversionen: Der 80er Jahre Rockpop Hit "Sunday Girl" von Blondie, "Hold Me, Thrill Me, Kiss Me" von Mel Carter und zu guter letzt "Baby", im Original gesungen von den Ronettes.
Ähnlich wie das kürzlich erschienene Debüt "Adam Green und Binki Shapirio" weiß auch dieses Traumpopduo elegant, sanft und verträumt zu verführen. Ohne Stress sich in irgendeiner Weise anzupassen oder abzuheben. Und genauso wie der Film "Now And Then" nicht einfach nur Nostalgie mit kindlichen Übermut verbindet, stellt auch "Volume 3" viel mehr Qualitäten dar, als retroperspektivische Pop-Konservierung mit Ohrwurmmelodien. Sich an anno dazumal zu erinnern zum Beispiel, oder wieder einmal ins Autokino zu fahren. Falls es so etwas überhaupt noch gibt.