Waffenwetter

Richtig gute Bücher hallen wider wie Explosionen. Dietmar Dath, der letzte Popmarxist der BRD, die endlich wieder Deutschland heißen will, hat einen Roman geschrieben, der einem in Fetzen um die Ohren fliegt. Zwei Hauptfiguren – Claudia Starik, 19-jährige Abiturientin, ist hochintelligent, schläft mit ihrem Lehrer und durchschaut die Welt, ihre kleinen Tücken und großen Lügen. […]

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Richtig gute Bücher hallen wider wie Explosionen. Dietmar Dath, der letzte Popmarxist der BRD, die endlich wieder Deutschland heißen will, hat einen Roman geschrieben, der einem in Fetzen um die Ohren fliegt. Zwei Hauptfiguren – Claudia Starik, 19-jährige Abiturientin, ist hochintelligent, schläft mit ihrem Lehrer und durchschaut die Welt, ihre kleinen Tücken und großen Lügen. Claudias Vertrauter ist ihr Großvater Konstantin, Millionär und obendrein Kommunist, wortmächtig und dogmatisch bis in die Zehenspitzen. Opa ist besessen von einer Idee: HAARP, die größte Hochfrequenz-Antennenanlage der Welt, mutmaßlich betrieben vom US-amerikanischen Militär, soll das Wetter und sogar die Gedanken der Menschen manipulieren. Als sich die beiden schließlich nach Alaska aufmachen, um HAARP ins Visier zu nehmen, wird die Geschichte rasant. Aber nicht nur die schräge und spannende Story überzeugt, mehr noch erfreut die formale Experimentierlust abseits ausgelatschter Prosapfade. Zwar konfrontiert uns Dath vordergründig mit der radikal subjektiven Ich-Erzählerin Claudia Starik, doch schon bald wird offensichtlich, dass diese selbst einen Dialog führt – mit einer überirdischen Wesenheit, von der nur als SIE und IHNEN die Rede ist. Der Roman besteht aus zahlreichen Brüchen: Gesprächsfetzen, humoresken Schilderungen und Gedankenfragmenten Claudias – all das bricht oft mitten im Satz ab, um einem anderen Assoziationsstrang Platz zu machen. Dazu kommt die durchgängige Kleinschreibung, eine fortlaufende Nummerierung, die im Anhang mehr ver- als erklärt wird. Das sorgt für den avantgardistischen Charme, den man von einem Suhrkamp-Schinken schon erwarten darf. Ein Roman für alle Revolutionsromantiker und Poplinke!

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