Nach seinem Soundcloud-Hit "One Day" bringt Berlins neue Koryphäe der elektronischen Tanzmusik seine langersehnte erste Mix-Compilation auf den Markt.
Jacob Dilßner war bis vor kurzem noch ein, bis auf seine stechend blauen Augen, eher unscheinbarer Philosophiestudent. Auf einem Roadtrip durch die USA fing er sich dann einen Ohrwurm ein, der ihn nicht mehr loslassen und letztlich dazu veranlassen sollte, sich selbst am DJ-Pult zu beweisen. Dass sein Edit von Asaf Avidans „Reckoning Song / One Day“ dermaßen hohe Wellen auf Soundcloud schlagen würde, damit hatte er dann aber doch nicht gerechnet. Der Song lief monatelang in allen Radiostationen europaweit rauf und runter; Wankelmut hingegen lief Gefahr, darauf festgenagelt zu werden. Dabei mag es der 24-jährige Berliner – ganz im Sinne seines Künstlernamens – so gar nicht, sich auf eine bestimmte Musikrichtung festzulegen. Sein Stil pendelt irgendwo zwischen House und Techno, zwischen Instrumentalem und (nach eigenen Angaben) Störgeräuschen. Diese Vielfalt hat er nun versucht auf seiner ersten Mix-Compilation Wankelmoods Vol. 1 einzufangen.
Die Anordnung der ausgewählten DJs ist insofern gut durchdacht, als gleich am Anfang wie auch am Ende zwei aktuelle Dauerbrenner stehen, an deren gefühlvollem Akustikgitarrengeklimper man sich tatsächlich schwer satt hören kann: Rhaz Oharas „El Zahir“ im Mix von Acid Pauli und eben Wankelmuts „One Day / Reckoning Song“. Dazwischen tummelt sich allerhand Technoides von Szenegrößen wie Black Light Smoke, Adam Port, Rodriguez Jr. oder Andreas Henneberg & SQL. Deren ausgewählte Tracks zeichnen sich nur leider durch teils recht langwierige Minimalbeats und schummrige Soundeffekte aus, die zwar bestens in dunkle Nachtclubs passen, im Vergleich zu Eigenproduktionen Wankelmuts aber auch wirklich nur dort hin.
Die zweite Hälfte der Compilation (genauer ab dem diesjährigen Sommersong „Reeves“ von Superflu/Andhim), ist dann doch wieder etwas gefühlvoller angelegt. Erwartet man aber alles in allem ein Set, das geeignet wäre, dazu fröhlich in der Sonne das Tanzbein zu schwingen, wird man letztlich wohl eher enttäuscht werden. Wankelmuts Absicht war es ja auch, seinen Stil in all seinen Facetten zu präsentieren und nicht im popigen Mainstream-Eck zu verweilen. Vereinzelt finden sich auch einige melodische Schmankerln, die zum Träumen verführen, wie etwa der Âme-Remix von Ry & Frank Wiedemanns „Howling“. Unterm Strich wirkt Wankelmoods Vol.1 aber wie ein Befreiungsschlag von den Erwartungshaltungen des Mainstreams, die der anfängliche Hype um Wankelmut mit sich brachte. Zielgruppenumschichtung von Nachmittagsradio auf Technojünger, sozusagen.