W.A.R. (We Are Renegades)

3Widerständig mitklatschen
Im Marschton erhebt Pharoahe Monch wieder unsere aller Stimme gegen Populismus, Manipulation, staatliche Repressalien und soziale Ungerechtigkeiten. Selbst wenn das nicht neu ist – er weiß, was zu tun ist und dreht den Swag ab.

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»Fuck the police!« zu rufen kommt nicht aus der Mode, schon gar nicht in New York. Solange scharfzüngige Rapper wie Pharoahe Monch ihren reflektierten Zorn in solidarisierende Kunst verwandeln, klingt das auch richtig so. Der zehnminütige Kurzfilm zu seiner neuen Single »Clap (One Day)« erzählt von einem Polizisten, der im Übereifer ein Kind erschießt. Monch und die betroffene Community antworten mit non-verbalem Widerstand. »We are Renegades« schickt der Albumtitel hinterher und Gast-Vokalist Immortal Technique präzisiert im gleichnamigen Track: »Renegades, never slaves, this means W.A.R. / One hundred percent, uncut raw / Fuck limited freedom, nigga, we want more«. Der Kampf ist noch lange nicht vorbei, besonders in den USA eines Barack Obama.

Es ist Pharoahes drittes Soloalbum. Auch wenn »W.A.R.« mit einer etwas plakativen Warnung aus einer Zukunft eröffnet, in der Kabul noch immer ein US-amerikanischer Kriegsschauplatz ist und ein Lieutenant die Gegenwart mit einer Art Wiki-Leaks-Coup vorwarnen will. Auch wenn aus vielen seiner neuen Stücke große Verbitterung spricht. Auch wenn so manche Parole auf die Dauer redundant wirkt. Der spürbare Geltungsdrang von Pharoahe Monch, seine gesellschaftspolitische Wachsamkeit und seine außergewöhnlichen Fähigkeiten als MC geben ihm oft genug Recht. Zweifelsohne bleibt Pharoahe Monch mit seinem verschachteltem Flow und seinen komplexen Politstrophen auch künftig ein legendärer Wortakrobat und ästhetischer Klassiker. Die durchwegs kantigen Arrangements und klassischen Kompositionen bestätigen das. Der australische Produzent M-Phaze lieferte die pumpende Boom-Bap-Soul-Grundlage für »Clap (One Day)«, bei »W.A.R.« baute Marco Polo den krachenden Schlagzeug-Beat zur wetternden E-Gitarre von Vernon Reid (Living Colour). Bei »The Grand Illusion« gönnt sich Monch sogar einen opulenten Rap-Song mit Folk-Rocker Citizen Cope. Die Stimmen von Showtyme, Phonte, Mela Machinko oder Jill Scott sorgen bei Tracks wie »Black Hand Side« oder »Let My People Go« hingegen durchwegs für satte Soul-Gospel-Emotionen. Nach einem guten Dutzend eingängiger Anklageschriften schickt Pharoahe Monch noch ein »I’m still here!« hinterher – und das hoffentlich noch ein paar Alben lang.

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