Die klassischsten aller klassischen Musiken im neuen, schicken Gewand: Foxygen wissen, wie Pop gehen kann. Bunt, übersprudelnd.
Man möchte sich die zwei jungen Männer von Foxygen unbedingt stets mit Hemd im Paisley-Muster bekleidet vorstellen, mit Federstola, in Flamingo-Farbe vielleicht, und eventuell mit goldenem Zylinder oben auf dem wirren Haar thronend. Der gar »witzige« Bandname und der opulent-größenwahnsinnige (und dann schon lustige) Titel des zweiten Albums (bzw. ersten, je nach dem, ob man den Vorgänger »Take The Kids Off Broadway« nun als EP werten möchte) des kalifornischen Duos legen nahe, dass man es hier mit regelrechten Spaß-Gesellen zu tun hat, die sich auch für zur Schau gestellten Irrsinn und für Exaltiertheit nicht zu schade sind. Foxygen sind Glam und großzügig aus dem Fass überschwappender, psychedelischer Sirup. Die beiden Multi-Instrumentalisten Sam France und Jonathan Rado dürften sich mit dieser wunderbaren Platte anschicken, so etwas wie die neuen MGMT zu werden – eine Band, die mit einer mittelmäßigen und einer sehr guten Platte und mit einer niemanden störenden Durchschnittlichkeit zu Weltruhm gelangte – und in ihren Batik-Leibchen und Stirnbändern immer ein wenig verkleidet aussah.
Bei aller Raserei und sexy Pose geht es bei Foxygen aber bodennäher zu: hier ist eben nicht alles bloße Kostümierung. Foxygen haben ihrer Musik Ideen von allem einverleibt, was gut und classic ist: Bob Dylan, Space-Bowie, T. Rex, die weirden Beatles, die Rolling Stones in allen Phasen – all das und viel mehr ist aus diesem Album herauszuhören. Nun sind Foxygen jedoch kein, ähm, Retro-Act, dem das Bewahren und das punktgenaue Nachstellen die höchsten Güter sind. Bekannte Soundanordnungen und Klangqualitäten werden hier in neue Umgebungen gestellt, mit Fußnoten versehen und interessant gebrochen – ähnlich wie das bisweilen bei Ariel Pink der Fall ist. Foxygen gelingt der schwere Tanz auf heißem Drahtseil zwischen Humor (der aber eben gerade nicht bloß Ironie ist) und einer hohen musikalischen Kunstfertigkeit, die dabei nie in den heiligen Ernst stumpfen Handwerks wegbricht. Eine rätselhafte Platte, die normal genug ist, um Foxygen demnächst in kleine Stadien zu hieven.