What The Brothers Sang

Ein winterliches, folkiges Duettalbum, dessen Schönheit vielleicht auch darin verortet ist, gar nicht erst zu versuchen, Zeichen zu setzen.

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Bonnie ‘Prince‘ Billy und Dawn McCarthy, Frontfrau der kalifornischen Glockenspiel-Kapelle Faun Fables, haben unter dem Titel “What The Brothers Sang“ ein Americana-Country Album aufgenommen, das sich voll und ganz dem Liedgut der Everly Brothers verschrieben hat. Einem schwachen Beginn zu Trotz weiß die Songsammlung dennoch zu überzeugen. Das schwülstige “Breakdown“ mit seinen Country and Western Chören ist ein schwieriger Einstieg für eine Platte, die sich dazu berufen fühlt, die Musik des 50er Jahre-Gitarrenduos neuen Hörern schmackhaft zu machen. Wer vor dem ersten Kitsch nicht zurückschreckt, wird dafür bald mit wunderschön instrumentierten Stücken wie “Empty Boxes“, “It‘s All Over“ oder “Devoted To You“ belohnt. Die Songs bestechen durch reduzierten Folk-Klassizismus und honigdicke, harmonische Vokal-Zusammenführungen. Oldham und McCarthy begegnen sich als wunderbar aufeinander eingespielte Duettpartner und lassen ihre gemeinsamen Verse lieben, lästern und leiden.

Zu Highlights werden jene Covers, die sich in Folge ihrer interpretativen Verwandlung fließend in den breitgefächerten Will Oldham-Katalog einzufügen scheinen: Der kopfnickende Gutenmorgen-Vibe von “Milk Train“ wärmt eingefrorene Finger selbst an furchtbar kalten Tagen auf, während “Poems, Prayers and Promises“ so etwas wie ein Wiedersehen mit einer längst vergessene Jugendhymne beschert. Beide Songs gehören zum Besten, was man von dem melancholischen Prinzen in den letzten Jahren gehört hat. “What The Brothers Sang“ ist nicht der neue Opus Magnum des bärtigen Barden mit den vielen Namen und Bandformationen, enthält dafür aber genug goldene Kleinode, um die Wartezeit auf ein “echtes“ neues Studioalbum deutlich zu verkürzen. Es ist ein winterliches, folkiges Duettalbum, dessen Schönheit vielleicht auch darin verortet ist, gar nicht erst zu versuchen, Zeichen zu setzen.

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