Subtiler Ballast – Der verspielte Kammer-Folk des US-Quintetts streift feinste emotionale Nuancen zwischen Sehnsucht, Resignation und Weisheit und trifft damit ganz ganz tief.
Bandinterne Beziehungen sind verpönt. Auch solche, die beispielsweise zwischen Sängerin und Produzent laufen. Die Stimme von Dark Dark Dark Nona Marie Invie und Co-Founder und Producer Marshall LaCount setzten sich einst über dieses ungeschriebene Musikergesetz hinweg und siehe da – 2011 beendeten sie ihre Liaison schließlich. Wider Erwarten arbeiteten sie jedoch weiterhin zusammen am neuen Album „Who Needs Who“ und – ja, reüssierten. Die Lehre daraus? Gescheiterte Beziehungen schreiben die allerbesten Songs. Wiedermal.
Beim ersten Hören von „Who Needs Who“ schießen sofort unzählige Assoziationen in die rechte Hirnhälfte. Da wären unter anderem die witzigen Twists der Dresden Dolls, die wärmende Ruhe von Chan Marshall und immer wieder die Harmonika-dominierten Melodien von Zach Condon. Dies und mehr durcheinandergewirbelt ergibt den einzigartigen Sound von Dark Dark Dark aus Minneapolis – eine avantgardistische Verquickung von Kammermusik-Folk, traditionellem Blues und New Orleans-Jazz-Elementen sowie modernem Indiepop. Die Hauptingredienz jedes einzelnen Songs sind jedoch merklich Gefühle. Jede Menge Gefühle.
Während „Tell Me“ erschöpft und schwermütig klingt und offensichtlich der Vergangenheit nachtrauert, ist „Without You“ ein beinahe aufbauender, Jazz-getragener Folk-Chanson und „It’s A Secret“ eine von aggressivem Piano getriebene, vor Herzschmerz strotzende Ballade. Nicht selten brechen Dark Dark Dark auf „Who Needs Who“ einen scheinbar traditionell strukturierten Popsong in eine experimentelle Folk-Explosion auf – und zwar dann, wenn man es kaum erwartet. Bei „Meet In The Dark“ werden die zärtlich-dramatischen Vocals von immer kräftiger und prächtiger werdenden Instrumenten angefeuert.
Dark Dark Dark machen jedenfalls ihrem bildgewaltigen Namen alle Ehre – ein einziges Dark wäre kaum ausreichend für die Menge an besungenem emotionalen Ballast, der jedoch gleichzeitig fragiler und subtiler nicht sein könnte. Eine wunderschöne Gratwanderung, die zweifelsohne berührt.