Auch in seinem finalen Werk setzen sich Anime-Altmeister Hayao Miyazakis Pioniergeist und Ideenreichtum fort. Ein wehmütiger und doch überdauernder Schlusspunkt seines Schaffens.
Wer war Jiro Horikoshi? Wem dieser Name ein Begriff ist, der weiß, dass der Herr vornehmlich an der Entwicklung der im 2.Weltkrieg eingesetzten Jagdflugzeuge beteiligt war. Lose an dessen Biographie orientiert setzt die nicht weniger bekannte Koryphäe des Animationsfilms Hayao Miyazaki dem Flugzeugkonstrukteur ein Denkmal. Jiro, ein kleiner Junge in der japanischen Provinz, möchte, wenn er denn mal groß ist, fliegen. Doch seine Augen sind nicht jene eines Piloten und so entdeckt er eben die Welt des Flugzeugbaus. Durch eine Anstellung bei Mitsubishi erfüllt sich nicht ganz ohne Widerstände sein Traum, Flugzeugkonstrukteur zu sein. Dann ist da noch Naoko, der er mitten im Erdbeben im Jahre 1923 erstmals begegnet, aus den Augen verliert und Jahre später wieder trifft – jedoch nicht ohne einer die Liebe herausfordernden Tragik. Am Ende ist es scheinbar nur ein Traum, der sich zwar erfüllt, aber mit dem Wind ebenso wieder vergeht.
Während der Chronologie des beruflichen Werdegangs Horikoshis zumeist korrekt gefolgt wird und somit den roten Faden des Films bildet, erlaubt sich Miyazaki in der privaten Biographie künstlerische Freiheit und auch für ihn eher ungewöhnliche autobiographische Töne. In diesem Film geht es aber auch weniger um getreue Reüssierung des Lebens eines Flugzeugkonstrukteurs, als vielmehr um den Ursprung des Traums und Erfinderstrebens eines kleinen Jungen, der letztendlich der eigenen und der fremden Skepsis zum Trotz bis ins Alter besteht. In der für ihn typischen ästhetischen und farbkompositorischen Tradition erzählt Hayao Miyazaki in leichtfüßiger Manier wieder von Unzulänglichkeiten des Realen und scheinbar verdeckten Sehnsüchten des Wundersamen, die das große Ganze ergeben – diese eine einzige Welt, die von sich aus ist, und durch uns und unserem Vorstellungsvermögen noch mannigfaltiger wird. Nichts anderes kann man sich von diesem Regisseur erwarten.
Angeblich schickt Hayao Miyazaki mit »Wie der Wind sich hebt« die Zuseher auf die letzte Reise, denn es ist sein Abschiedswerk. Und mit eben diesem wird ein großes Erbe an Fantasmen, die mit Realem ein unglaubliches Bündnis eingehen, in der Welt des Animationsfilms hinterlassen. Auch wenn Miyazaki uns keine neuen Welten mehr eröffnen sollte, so sind die bisher von ihm geschaffenen der Trost, der andauern wird.