Das Monster der Jugend
David Lapham veröffentlicht wieder monatlich: "Young Liars", eine neue Serie mit viel Potential. Aber kann Lapham aus seinem eigenen "Stray Bullets" Schatten heraustreten?
Für "Stray Bullets", seiner selbst veröffentlichten, seit acht Jahren im Hiatus befindlichen Serie, wurde Lapham zweimal mit dem angesehen „Eisner Award“ ausgezeichnet. Seit 2000 bewegte sich das Talent Lapham aber mehr in traditionelleren Gefilden, teilweise aus pragmatischen und nachvollziehbaren Gründen: Geld nämlich, um sich und seine Familie versorgen zu können. Das kann man ihm nicht übel nehmen. Jetzt wagt sich Lapham jedoch wieder an einen monatlichen Titel, nicht selbst veröffentlicht, sondern unter der Schirmherrschaft des Vertigo Imprints bei DC Comics. "Young Liars" nennt sich das Projekt, Verbindungen zu TV On The Radio dürften zufälliger Natur sein.
In voller Farbenpracht zeichnet und schreibt Lapham Episoden aus dem Leben von Sadie Dawkins, einer wohlbehüteten Tochter aus reichem Hause. Hinter den Kulissen ist natürlich die Hölle los, da Sadie, eine in ihrem Gehirn stecken gebliebene Pistolenkugel sprunghaftes Verhalten und Adrenalinsucht beschert. Dann ist da Danny Noonan, ein Landei aus Texas, der Rockstar werden wollte, es nicht geschafft hat und notorischer Lügner ist, allerdings die einzige Person auf die Sadie noch hört, in die er auch verliebt ist. Und dann ist da noch Don Diego, beziehungsweise Donatella, wenn er in Frauenkleidern steckt, den alle Donnie nennen und der ein goldenes Herz hat, obwohl er mit seiner Drogensucht kämpfen muss. Nicht zu vergessen Jackie, die wegen ihrer Magersucht Annie X genannt wird. Oder diese Ceecee, Vollzeit-Groupie und scheinbare beste Freundin von Sadie. Und ein gewisser Truman Runco, einem Möchtegern-Checker und Vatersöhnchen.
Einen Haufen Eigenbrötler tischt uns David Lepham auf, jeder im Rausch der eigenen Komplexe und Unzulänglichkeiten, auf der Suche nach Glück und Reichtum. Wir treffen sie alle in Manhattan, New York. Danach laufen wir ihnen hinterher, bei ihrer atemlosen Suche nach dem absoluten "Etwas", mit dem ihr Leben wieder geradegebogen werden kann. Koste es was es wolle, auch wenn es ihr Leben ist.
Lapham konnte bereits mit "Stray Bullets" und "Murder Me Dead" seine Kontrolle über Charaktere und deren Darstellung beweisen, auch sein handwerkliches Talent profitiert merklich durch seine Erfahrung. Doch über allem das Lapham angreift schwebt der Schatten von "Stray Bullets" und zwingt Vergleiche auf. Mit "Young Liars" scheint Lapham einen neuen Weg ein zu schlagen und sich von "Stray Bullets" befreien zu wollen. Die Puzzleteile dafür sind alle da. Man kann ihm nur viel Erfolg bei diesem Unterfangen wünschen.