Die Sonnenseite der Trauer – Peter Zirbs mit »Melancholia Beach«

Albumtitel und Liner Notes lassen ein sehr viel düstereres Album erwarten als der Allround-Elektroniker Peter Zirbs tatsächlich auf Fabrique bringt.

© Tim Cavadini

Im angebrochenen Jahr meldet sich Peter Zirbs seit seiner 2018 erschienenen Platte »What If We Don’t Exist?« und nach einer Reihe von EPs erstmals wieder mit einem neuen Langspieler zurück – eine Bezeichnung, die sich der Tonträger mit seinen 13 Tracks auch redlich verdient hat. Die Liner Notes von »Melancholia Beach« kitzeln die Erwartung: Die Rede ist von einer Angstgeneration und dem Weltuntergang. Schade – besser: »schade« – bloß, dass einzig der instrumentale Schlusstrack ein unbehagliches Gefühl zu erzeugen vermag. Keine Frage, das Album ist fein säuberlich produziert, mehrere Nummern können mit Radio-Airplay rechnen. Doch hier kickt die Subjektivität: Der Politur hätte da und dort etwas Ranz gutgetan, um tatsächlich die titelgebende Stimmung zu transportieren. Hinzu kommt, dass »Melancholia Beach« neben dem digitalen Release auch auf Kassette erscheint – und wer will sich schon ein Tape einlegen, wenn das dann klingt wie eine CD?

Bekannte Covers, stattliche Features

Anyways, manche Alben sind für Sommerhits geschrieben, da kommt »Melancholia Beach« auch zeitlich genau richtig. »All My Friends« könnte durchaus zur Hymne für Donauinsel und Dosenbier im nahenden Sommer werden. Und wenn man schon dort flaniert, kann man auch gleich mit etwas Musiktrivia angeben: Der dritte Track mit den »Ah, die kenn ich doch!«-Intervallen, also »A Forest«, ist ein Cover, beziehungsweise eher eine Neuinterpretation, von The Cures – no na – »A Forest«. Mit swingendem Groove drunter sehr viel sonniger geraten als die düster-blasse Nummer aus dem Jahr 1980.

Loretta Who (»Say Something«, »All You Ever Wanted«), Christelle Constantin (»Ideal«) und Seph U (»White City«) spendeten ihre Stimmen ebenso wie das überraschendste Feature des Albums: Rob Bolland – unter anderem Produzent von »Falco 3« – besingt »Melancholy Mary«.

Obwohl Peter Zirbs im Begleittext meint, es mache wenig Spaß, zum Ende der Welt zu komponieren, während dieses bereits da zu sein scheint, blinzelt auf »Melancholia Beach« doch der unverkennbare Optimismus der 80er und 90er durch.

Peter Zirbs »Melancholia Beach«

»Melancholia Beach« von Peter Zirbs erscheint am 29. März bei Fabrique Records.

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