Irgendwo zwischen exzessiver Berauschung im Tourbus und lauschigem gemeinsamem Jammen am Lagerfeuer liegt sehr häufig die allgemeine Vorstellung vom MusikerInnenalltag. Wir haben vier österreichische Bands gebeten, diese Schubladen doch einmal für uns aufzuräumen und mitzuhelfen, Klischee und Wirklichkeit zu trennen.
Farewell Dear Ghost
»Liebe und Verlassenwerden sind unerschöpfliche Reservoire für Song-Inhalte.«
Natürlich. Zu diesem Thema wird vermutlich nie alles gesagt worden sein. Es ist nur auf Dauer ein bisschen fad, immer dieselbe Leier um die Ohren gehauen zu bekommen. Ich verstehe eh nicht, warum niemand einen Song über die Kontinentaldrift oder über einen der 69 Monde des Jupiters schreibt.
»Habts leicht nix G’scheits g’lernt?«
Der Rock ’n’ Roll ist definitiv »g’scheiter« als alles andere. Der wird ja eigentlich auch gar nicht gelernt, es ist eher eine endlose Suche. Wir lernen das Leben. Das muss erst mal reichen.
»Die beste Musik entsteht, wenn man gemeinsam ein bisschen traurig ist.«
Auf jeden Fall. Es gibt ja genügend Beispiele auch aus der zeitgenössischen Popkultur, wo jemand im Zustand des Glücklichseins einen ziemlich bedeutungslosen Mist produziert hat, während hingegen bei großer Trauer auch große Kunstwerke entstehen können. Wobei natürlich große Traurigkeit nicht per se große Popkunst bedingt. Nur weil dein Hamster gestorben ist, heißt das nicht, dass du das nächste »Sgt. Pepper« schreiben wirst.
»Der Bassist ist immer der Fade in der Band.«
Auch das ist mitnichten ein Klischee. Das ist ein Fakt. Auch hier wieder: Es gibt genügend Beispiele aus der Popkultur. Ich kann mir nicht vorstellen, dass John Entwistle jemals viele Witze erzählt hat. Oder die Rolling Stones, die haben ja nicht mal einen Bassisten. Zumindest kennt ihn keiner.
Farewell Dear Ghost sind momentan mit ihrem neuen Album „Neon Nature“ auf Tour.
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