Romantisch ist die Liebe a priori

Worried Man & Worried Boy, zwei Schwergewichte der österreichischen Popgeschichte und Vater-Sohn-Duo, machen gemeinsame Sache. Wir haben den Stream, sie haben die Hadern.

Dann kommen die großen Hits der WSMG, »Oberstleutnant« und »Glaubst i bin bled«, die mehr oder minder relativ originalgetreu wiedergegeben werden. Der wohl bekannteste WMSG-Song »I bin a Weh« findet sich hingegen nicht auf »Worried Man & Worried Boy«, aber den kann wohl eh niemand so gut interpretieren wie Edi Fischer. Peter Rapp ist baff.

»Grezn«, das als zweites Video veröffentlicht wurde, nimmt erstmal Tempo raus, weiß dafür aber mit landestypischen Klischees zu spielen und nimmt sich raus, gleich mal alle als Arschlöcher oder eben »Grezn« zu bezeichnen, aber das macht dann ja doch nichts: »I schimpf auf dera Plottn di und mi und olle Leit / und du kaufst as trotzdem / waunst manst waunst di gfreid«.

Und dann gibt’s eben besagtes »Konzert«, das in bis dato unbekannter Weise die Gelüste vermeintlich unbegabter Konzertbesucher thematisiert, nur um am Ende zu resignieren: »Jedoch wos solls / i kaun nix spün« oder »Jedoch wos solls / i kann nix schreim«.

Schöne Männer tragen immer das Sonntagsg’wand.

Der größte Hit ist aber, das war schon letztes Jahr klar, »Der schönste Mann von Wien«. Da singt halt eben auch Der Nino aus Wien, der dem Stück seinen ureigenen Stempel aufdrückt und sich im schwarz-weißen Video durch den Beserlpark stolziert. Kleiner Tipp für Semi-Selbstbewusste: Wenn du »Der schönste Mann von Wien« am iPod hast, bevor du das Lokal betrittst, schmeißt du deinen Charme wie Fuffies durch den Club. Da wirst du unwiderstehlich, na, was glaubst du.

Auch wenn das ganze Album, alleine schon durch die Songauswahl, das musikalische Erbe von Janata d.Ä. hochhält, braucht es am Ende noch »Da Maun im Frack«, der auch das visuelle Erscheinungsbild der letzten Jahrzehnte der WMSG reminisziert und auch mit einer Weisheit aufwartet, die man sich über den Allibert hängen sollte: »A schenes Gwaund mocht guat und gean / sogoa a Rindsviech no zum Herrn«.

Ja, man kann jetzt sagen, dass ein paar Längen drinnen sind, dass nicht unbedingt ausschließlich Hits ausgewählt wurden. Aber darum geht’s nicht. Es geht darum, dass zwei wunderbare Musiker, die noch dazu Vater und Sohn sind, ein Album machen, das einfach gut ist. Die Zeit ist günstig, dass das Album auch über die Grenzen der genuinen Szenen der einzelnen Protagonisten hinaus geht. Die Deutschen haben’s eh schon vorab mal kräftig gehypt.

»Worried Man & Worried Boy« von ebenjenem Mann und Jungen wird am 27.2. via Problembär Records erscheinen. Bei uns kann man es schon im Stream vorhören. Ansehen kann man die beiden mit prominenter Live-Unterstützung in der Kulisse Wien (17.3.), im Milla München (19.3.), im Rockhouse Salzburg (20.3.), beim Event des Jahres im Gasometer (17.4.) und in der Cselley Mühle in Oslip (18.4.). Dort haben sie auch ihr Album aufgenommen, wie dort üblich hatte Thomas Pronai seine Finger im Spiel.

Bild(er) © Stefan Pabst / Problembär Records
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