Scheiß di net an, expect the unexpected

Die burgenländisch-kroatische Band Coffeeshock Company über SkunkRockReggae made in Austria, "Dicke Titten", Gratiskultur im Internet und rituelle Eiergrapscher.

Hat es auch Vorteile als eine Minderheiten-Band zu gelten?

Niko: SUNs und Liet waren 2011 echt coole Erfahrungen. Das SUNs haben wir damals gewonnen und uns damit fürs Liet qualifiziert. Solche Roadtrips sind auch für die Band eine super Gelegenheit, sich besser kennen zu lernen.

Spätestens backstage war es schwer zu übersehen, dass ihr eine eingeschweißte Truppe seid. Erzählt mal von euren Ritualen.

Marco: Es gibt eine Hymne aus der italienischen Partisanenbewegung, "Bandiera Rossa". Die ist vor jedem Auftritt Pflichtprogramm.

Mani: Und wir greifen uns auf die Eier, das ist dir damals wahrscheinlich auch aufgefallen.

Oh nein, wie konnte mir das entgehen?!

Mani: Ja, wir stehen im Kreis, singen dieses Lied und danach zwickt jedes Bandmitglied die andern einmal in die Eier. Der rituelle Eiergrapscher. Das hat sich zu Motivationszwecken über die Jahre bewährt! Wir sind Burschen, die zueinander stehen, da darf man sich schon mal auf platonische Weise vor einem Gig unterstützend zwischen die Beine greifen. (lacht)

Marco: Ja, das ist schon wichtig. Schauen, ob eh alles passt. (lacht)

Gibt es in eurer Gruppe eine dominante Einflüsse?

Marco: Wir sind grundsätzlich für alle kulturellen Einflüsse offen. Deshalb auch unser etwas schizophrener Stilmix, den wir SuperSkunkRockReggae nennen. Mit der modernen Musiklandschaft können wir einfach wenig anfangen. Das fängt da an, wo österreichische Bands lauwarme englische Texte schreiben und österreichische Radios keine österreichischen Bands spielen und hört sich besonders bei MP3-Downloads auf.

Mani: Es ist schon pervers. Da sitzen Menschen nächtelang in Proberäumen und stecken ihr ganzes Herzblut – und natürlich ihre Kohle – in ein Album und das soll dann gratis sein. Da muss man leider mitspielen. Unsere CD gibt es mittlerweile auch als Gratisdownload, gerade als kleine Band hat man keine andere Wahl. CDs haben wir im ersten Jahr 1000 Stück verkauft, aber in nur wenigen Tagen über 500 Gratisdownloads.

Selbst noch nie gesündigt?

Niko: Ich bin da konservativ, geh wirklich noch in Plattenläden und lass mich beraten. Der Plattenhändler meines Vertrauens ist Mr. Monroe in Eisenstadt. Es gibt die überall, auch am Land. Die einzige Ausrede, nicht hinzugehen, ist Bequemlichkeit.

Mani: Wobei, das ist mir auch in unseren Texten wichtig: Wir machen zwar Gesellschaftskritik, wollen aber nicht die Moralapostel spielen. Uns ist sehr wohl klar, dass wir alle Teil dieses Systems sind. Im neuen Video zu "Dicke Titten" geht es zum Beispiel um einen Showmaster, der nur dann kein trauriges Leben führt, wenn er auf der Bühne von seinen langbeinigen Assistentinnen umgarnt wird. Wir wollen mit unseren Texten zum Nachdenken anregen. Ob sich wer daran hält, ist seine Sache.

Wie politisch sind eure Texte?

Marco: In Duomo di Milano verarschen wir Silvio Berlusconi. Zur Zeit haben wir einen Song in den Startlöchern, in dem es um einen korrupten Finanzminister geht. KHG wird zwar nie namentlich erwähnt, aber der Text ist selbsterklärend.

Also doch keine reine Spaßband?

Mani: Na ja, also wir sind keine EAV oder Alkbottle. Klar geht es vor allem bei unseren Live-Auftritten um die Gaude, aber …

Marco: … die Message ist eher Offenheit. Zu anderen Musikrichtungen, anderen Kulturen. Mal plätschert der Reggae dahin, dann plötzlich kommt ein Rockteil. Scheiß di net an, expect the unexpected!

Mani: Nur Rootsreggae, das wären dann nicht wir. Kiffen schön und gut, aber da schlafen einem ja die Füße ein!

Niko: Da sind wir einfach bei uns geblieben und haben unser eigenes Ding kreiert. Es gibt super Reggaebands aus Österreich, aber "Jah" und "Babylon" sind einfach zu weit von Österreich entfernt.

Mani: "Wir sind nicht aus Jamaica, aus dem Reggae-Kingdom. Sind die Coffeshock-Gang aus der Puszta-Region" – das sind unsere Wurzeln!

Non Stop Party Tour 2014

Feb 15, International Crossover Night // Szene, Wien

Feb 28, Flüchtlingsball // Rathaus, Wien

Mar 07, Verlegt den Hörsaal // Ottakringer Brauerei, Wien

Mar 21, Kontaktlinse – kontaktna leca // Stereo, Klagenfurt

Apr 05, Hopa Zupa // Kuga, Großwarasdorf

Apr 10, Support Act Leningrad Cowboys // Gasometer, Wien

Apr 12, CsC live! // Club Bozak, Teplice, CZ

Apr 26, PFT Superchallenge // Gasometer, Wien

May 09, Kid Pex CD Release Party // Klub Ost, Wien

Jun 20, World Music Festival // Open Air, Deutschkreutz

Jul 11, MadStage Open Air // Open Air, Wiener Neudorf

Jul 18, Open Air Festival // Open Air, Eisenstadt

Bild(er) © Coffeeshock Company
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